Nord-AfD trifft Bundesvorstand: kein Sonderparteitag geplant

Kiel/Berlin - Nach dem Rauswurf der Landesvorsitzenden Doris von Sayn-Wittgenstein aus der AfD wollen die Landespartei und der Bundesvorstand am Freitag bei einem Treffen in Berlin ihre Querelen beilegen. Der Parteiausschluss durch den Bundesvorstand sei bei einem Teil der Mitglieder im Norden auf erheblichen Unmut gestoßen, sagte Landesvize Joachim Schneider der Deutschen Presse-Agentur.
Ein neuer Landesvorsitzender werde erst im Sommer beim nächsten turnusgemäßen Landesparteitag gewählt. Ein Sonderparteitag vorher sei nicht geplant: Der verbliebene achtköpfige Vorstand sei nicht zerfallen, arbeite gut zusammen. Als Kandidat für den Landesvorsitz steht der Bundestagsabgeordnete Bruno Hollnagel bereit. „Wenn die Partei mich braucht, mache ich das. Aber ich dränge mich nicht auf”, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Er sei als Abgeordneter ausgelastet.
AfD-Fraktionschef Jörg Nobis reagierte distanziert. Die vordringlichste Aufgabe des künftigen Vorsitzenden werde es sein, den Landesverband zu einen, Brücken zu bauen und mit allen gewählten Funktions- und Mandatsträgern gut zusammenzuarbeiten, besonders mit der Landtagsfraktion. „Allerdings erfordert diese Aufgabe eine hohe persönliche Präsenz vor Ort.” Im Übrigen erwarte er bereits jetzt, dass sich die Zusammenarbeit mit dem amtierenden Landesvorstand verbessert, erklärte Nobis. Die Frage, ob sich Hollnagel aus Sicht der Fraktion politisch klar von Sayn-Wittgenstein distanzieren müsse, bejahte der Fraktionschef.
Schneider begründete die Spannungen mit dem Bundesvorstand damit, dass trotz laufendem Parteiausschlussverfahren Sayn-Wittgenstein Anfang Juni als Landesvorsitzende mit deutlicher Mehrheit wiedergewählt wurde. Dies habe der Bundesvorstand nicht berücksichtigt. „Unsere Mitglieder sind Leib und Seele unserer Partei, und die sollte man auch mal streicheln”, sagte Schneider.
Die Parteispitze hatte der 64-Jährigen unter anderem wegen einer Fördermitgliedschaft in einem rechtsextremen Verein parteischädigendes Verhalten vorgeworfen. Am 28. August folgte das AfD-Bundesschiedsgericht dem Antrag des Bundesvorstandes auf Parteiausschluss. (dpa/lno)