Schule Neuer Schulleiter: Was sich in der Tierpark-Schule in Staßfurt ändert
Wie Holm Beier, der seit August neuer Schulleiter der Tierpark-Schule in Staßfurt ist, seine neue Arbeit angegangen ist.

Staßfurt - Holm Beier hat einen kleinen Fimmel. Das sagt er selbst. Heute trägt der Schulleiter der Ganztagssekundarschule „Am Tierpark“ in Staßfurt einen roten Weihnachtspullover. 17 Weihnachtspullis hat er insgesamt, zeigt sie auf dem Handy. In der Woche vor dem ersten Advent beginnt er, diese zu tragen. Bis zum 20. Dezember. Das ist der letzte Schultag vor den Weihnachtsferien. „Die Kollegen haben gestaunt“, sagt Beier. Viele Lacher habe er geerntet. In der Weihnachtszeit Weihnachtspullover tragen, das hat bei Holm Beier schon Tradition. „Das hat auch keinen Einfluss auf den Respekt“, sagt er, lächelt und blickt über seine Brille.
Was ist das für ein Typ? Seit August ist Beier Schulleiter der Tierpark-Schule. Er folgte Uwe Oswald, der in den Ruhestand gegangen war. „Die dachten, die kriegen einen normalen Schulleiter, aber ich bin ein bisschen bekloppt“, erzählt er und erntet Lacher von nebenan. Die Tür zum Schulsekretariat steht offen.
Für Beier ist es ein nächster beruflicher Schritt. Seit 1992 ist der 56-Jährige - er ist verheiratet und hat zwei Kinder - schon Lehrer. Nach Stationen in Hecklingen und Staßfurt war er 16 Jahre lang an der Gemeinschaftsschule „Albert Schweitzer“ in Aschersleben, dann vier Jahre an der Ganztagsschule „Anne Frank“ in Hettstedt. Von 2020 bis 2024 war er dort erster und zweiter Stellvertreter. Der Staßfurter wollte aber zurück. Als die Stelle an der Tierpark-Schule ausgeschrieben war, bewarb er sich. Und bekam den Zuschlag.
Kurzer Arbeitsweg
Für Beier ein echter Gewinn. „Ich fand das Angebot sehr schön. Es hat mich sehr gereizt, in meiner Heimatstadt Einfluss nehmen zu können“, erzählt er. Sein Arbeitsweg jetzt: Sechs Minuten zu Fuß. Der Weggang aus Hettstedt war mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
„In der Tierpark-Schule wird sehr professionell gearbeitet, ich habe sehr engagierte Kollegen“, freut sich Beier. Knapp 400 Schüler, dazu 27 Lehrer. Wie auch die Schule in Hettstedt ist die Staßfurter Schule eine Ganztagsschule. „Der Unterschied ist, dass es dort ein gebundenes System gibt“, erklärt Beier.
In Staßfurt ist die Teilnahme für die Schüler an kostenlosen Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag freiwillig. „Es wird gut genutzt, aber das könnte noch mehr werden“, meint der Schulleiter. Hier sieht er einen Ansatzpunkt. Dabei ist das Angebot vielfältig. Schach, Tennis, Tischtennis, Instrumentenunterricht und vieles mehr. Keinem Schüler muss in der Freizeit langweilig werden.
Mehr Digitalisierung?
Darüber hinaus hat die Schule viele Projekte. Das Bioprojekt „Grünes Labor“, ein Kunstprojekt mit Graffiti oder eine Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte für Opfer der NS-„Euthanasie“ in Bernburg: Bildung ist vielfältig. „Das Ziel ist es, die Schüler bestmöglich auf den Schulabschluss vorzubereiten und zum selbstständigen Arbeiten zu animieren“, so Beier. Statt Frontalunterricht zu machen wird der Lehrer zum Teamleiter, so stellt es sich Beier vor.
Und dabei muss auch die Digitalisierung weitergehen. Digitale Tafeln gibt es in der Tierpark-Schule mittlerweile in jedem Raum. Laptops aber nur etwa 50 Stück, also zwei Klassensätze. „Ich wünsche mir eine Eins-zu-eins-Betreuung“, erzählt Beier. Er sei selbst Computerfreak, strebe aber eine gemischte Form des Unterrichts an. Also analog und digital. „Auch Handys könnten für den Unterricht genutzt werden, aber das Medienbewusstsein ist bei vielen noch nicht da“, meint der Schulleiter. Kürzlich habe er beim Salzlandkreis als Schulträger Mini-Roboter bestellt. Die könnten für den Informatik-Unterricht benutzt werden. Die Schüler sollen sie selbst programmieren.
Große Veränderungen strebt Holm Beier an der Tierpark-Schule nicht an. „Ich fühle mich hier sehr wohl“, sagt er, auch wenn er zugibt, dass es manchmal nicht leicht ist. „Es gibt schwierige Momente, in denen es an die Leistungsgrenze geht“, erzählt Beier. „Jeder Tag ist eine Herausforderung.“ Oft wegen der gewaltigen Verwaltungsarbeit. Manchmal auch wegen Schülern. „Seit Corona ist die Zündschnur bei manchen Eltern kürzer geworden“, sagt Beier. Pädagogische Arbeit wäre bei allen Kollegen sehr wichtig.
Weihnachtsmarkt steht an
7.10 Uhr Arbeitsbeginn. Feierabend ist, wenn er fertig ist. Das ist oft am späten Nachmittag. Dazu kommt: Beier muss nicht nur sieben Stunden Mathe und Astronomie in seiner Schule ableisten, er hilft auch noch mit zwei Stunden in der Sekundarschule Förderstedt aus. Trotzdem brennt Beier für seinen Job. Er redet schnell, handelt schnell, ist dabei aber ausnehmend freundlich.
Gerade steckt er in den letzten Vorbereitungen für den Weihnachtsmarkt am Donnerstag, 19. Dezember, von 10 bis 14 Uhr. Es ist gleichzeitig ein Tag der offenen Tür. Viertklässler können sich informieren, ob sie ab der fünften Klasse die Tierpark-Schule besuchen wollen. Und gerade eben kommt Holm Beier von einer musikalischen Generalprobe. Zusammen mit Kollegen wird er einige Weihnachtslieder aufführen. Beier am Keyboard, Stellvertreter Mike Ortmann an der Tuba. „Er freut sich schon“, sagt Beier und lacht wieder. Einige Wochen wurde geübt, jetzt wird es ernst.