Neue Reisekataloge: Mehr Asien-Angebote denn je
Hannover/Köln/dpa. - Die großen deutschen Reiseveranstalter eint eine Überzeugung: Asien ist schwer im Kommen. Die Nachrichten über den Kontinent waren in den vergangenen Jahren zwar nicht immer positiv. Aber jetzt heißt das Motto eindeutig «Go east».
In den neuen Winterkatalogen wurden die Asien-Angebote deutlich ausgeweitet. Manche Veranstalter wagen sich dabei zum ersten Mal überhaupt in den Osten und Südosten Asiens: Schauinsland Reisen etwa steigt mit 40 buchbaren Hotels in Thailand ein. Auch Alltours feiert seine Premiere in Thailand und hat dort 36 Hotels und drei Rundreisen im Programm. Öger Tours und FTI haben ebenfalls in Thailand ihre Auswahl ausgebaut, zudem bietet FTI erstmals Indien-Reisen an. Und Neckermann und Thomas Cook Reisen haben auf den Malediven neue Ziele für sich entdeckt.
Diese Entwicklung war noch vor wenigen Jahren kaum denkbar. «Smog, Sars, Vogelgrippe» - an diese Schlagwörter erinnert sich Melf Türkis, der zuständige Produktmanager bei der TUI in Hannover, noch sehr gut. «Und dann der Tsunami im Dezember 2004. Ich dachte, das war's dann.» Tatsächlich gab es deutliche Rückgänge im Jahr nach der Katastrophe. «Aber dann hat Asien die Kurve gekriegt.» Die Infrastruktur sei in vielen Ländern «inzwischen sogar besser als vor dem Tsunami.»
Für die TUI - zwar Marktführer unter den deutschen Veranstaltern, aber bisher nicht die Nummer eins im Fernen Osten - waren die Konsequenzen klar: nachlegen. «Das TUI-Angebot in Asien hat sich in den vergangenen drei Jahren verdreifacht», sagt Türkis. Inzwischen ist Urlaub in 566 Hotels zu buchen, hinzu kommen 258 Rundreisen.
Den Trend Richtung Osten bestätigt Michael Frese, Geschäftsführer von Dertour und Meier's Weltreisen: Die West-Ost-Bewegung, die sich schon im Vorjahr abgezeichnet hat, habe sich fortgesetzt. In Asien liege das Umsatzwachstum bei 15 Prozent. Und Meier's Weltreisen, der Marktführer für Asien-Reisen im deutschsprachigen Raum, lässt sich durch die Expansionspläne der TUI nicht erschrecken. Asien hat hier einen Anteil von rund 40 Prozent, so Bereichsleiter Matthias Rotter.
Asien profitiert nicht zuletzt von den Schwächen anderer Ziele: «Dort macht alle zwei Wochen ein neues Resort auf», sagt Rotter. «In den USA etwa gibt es kaum Produktinnovationen.» Auch der Wechselkurs spielt eine Rolle, sagt Dierk Berlinghoff, Flugreisenchef bei der Rewe-Pauschaltouristik (ITS, Jahn Reisen) in Köln: Thailands Währung Baht etwa sei an den US-Dollar gekoppelt, was in Zeiten eines starken Euro zu einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis für Urlauber führte.
Störfaktoren sind dagegen unter anderem politische Instabilität und Terrorgefahren. Die TUI etwa bietet keine Philippinen-Reisen an. «Wir halten uns bei der Auswahl der Reiseziele an die Empfehlungen des Auswärtigen Amtes, deswegen sind wir bei den Philippinen sehr zurückhaltend», erläutert Türkis. Sri Lanka dagegen, wegen der Kämpfe zwischen Regierungstruppen und Rebellen ebenfalls eine Unruheregion, blieb im Katalog, ebenso wie bei der Rewe-Pauschaltouristik.
Probleme kann aber auch die Anreise machen: Weil indonesische Fluggesellschaften seit kurzem auf der «Blacklist» der EU stehen, kann zum Beispiel Meier's Weltreisen keine Flüge mehr zwischen Bali und Lombok anbieten. Und noch etwas kommt hinzu: Längst nicht nur Deutsche haben die Region für sich entdeckt - die Hotels müssen mit immer mehr Touristen aus anderen Kontinenten geteilt werden. Thailand etwa sei auch bei Chinesen und Australiern sehr gefragt, sagt Rotter. Ein leichtes Anziehen der Preise sei bereits wieder zu beobachten, erklärt Berlinghoff - die Marktgesetze gelten eben auch in Asien.