Neue Kreuzfahrtschiffe Neue Kreuzfahrtschiffe: Internationale Reedereien geben den Kurs vor
Hamburg/dpa. - Douglas Ward dürfte in diesem Jahr einiges zu tun bekommen. Der Brite, der als bekanntester Kreuzfahrtschiff-Tester weltweit gilt, hat beinahe ein Dutzend neuer Schiffe zu besichtigen. Denn der Wachstumskurs vieler Reedereien geht 2003 ungebremst weiter. Auch die in Deutschland verkauften Bettenkapazitäten steigen erneut. Dabei sind es vor allem ausländische Anbieter, die mit mehreren neuen Schiffen den Kurs vorgeben. Bei den deutschen Traditionsreedereien wie Deilmann, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten und Transocean Tours dagegen tut sich in Sachen Flottenausbau 2003 fast nichts - die einzige Ausnahme ist Seetours mit seinem dritten Clubschiff, der «Aidaaura».
Schon 2001 hatten sich die deutschen Kreuzfahrtpassagiere erstmals jeweils zur Hälfte für deutsche und für internationale Reedereien entschieden, ergab eine Studie im Auftrag des Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verbandes (DRV) in Berlin. «2002 haben wir wieder diese Pari-Situation gehabt», schätzt Richard J. Vogel, Vorsitzender des DRV-Ausschusses Schifffahrt und Vizepräsident von Seetours in Neu-Isenburg (Hessen). Auf Grund der geringen Bettenzuwächse bei den deutschen Reedereien sei für 2003 nun aber davon auszugehen, «dass der deutsche Markt mehr und mehr von internationalen Anbietern dominiert wird».
Von der weiteren Kapazitätssteigerung werden nach Ansicht von Experten zwei Effekte ausgehen: Einerseits dürfte die Zahl der Kreuzfahrtfans hier zu Lande weiter steigen - schon in den Vorjahren führten neue Schiffe und -konzepte stets zu wachsender Nachfrage. Endgültige Zahlen liegen zwar erst im Februar vor, doch geht Vogel für 2002 von etwa 440 000 deutschen Kreuzfahrtpassagieren aus, was ein Plus von zehn Prozent im Vergleich zum Jahr 2001 bedeuten würde. Von solch einer Entwicklung können andere Tourismus-Anbieter nur träumen.
Andererseits wird das Bettenplus vermutlich auch zu einem stärkerem Preiswettbewerb auf hoher See führen. Das Schiff samt Ausstattung bekommt dabei immer mehr Gewicht bei der Entscheidung der Reisenden, denn die angebotenen Routen sind bei den Reedereien oftmals ähnlich. Das gilt im Jahr 2003 umso mehr, da sich viele mögliche Zielgebiete wie das Rote Meer, der Persische Golf und Teile von Fernost wegen der unsicheren politischen Lage schwer verkaufen lassen. In den Häfen des westlichen Mittelmeeres könnte es daher in diesem Sommer - und in der Karibik im Winter darauf - etwas enger zugehen als sonst, so Vogel.
Für manche Kreuzfahrtfreunde dürfte 2003 ohnehin ein Jahr des Abwartens sein - denn schon kurz nach dem nächsten Jahreswechsel im Januar 2004 soll mit der «Queen Mary 2» ein Schiff der Superlative zur Jungfernfahrt auslaufen. Der mit 345 Meter längste, mit 72 Meter höchste und mit 870 Millionen Euro teuerste je gebaute «Cruiseliner» soll für die britische Reederei Cunard unter anderem als Nachfolger der «Queen Elizabeth 2» im Transatlantikverkehr eingesetzt werden. An Bord wird es das erste Kreuzfahrtschiff-Planetarium der Welt, fünf Swimmingpools und eine Brauerei geben, so das Cunard-Büro in Hamburg.
Doch auch die 2003 auf den deutschen Markt kommenden «schwimmenden Hotels» verfügen über einige Extras. Hier die Schiffe im Überblick:
«AIDAAURA»: Das dritte Seetours-Clubschiff ist identisch mit der 2002 in Dienst gestellten «Aidavita». In Wismar gebaut, soll das gut 203 Meter lange Zwölf-Deck-Schiff im April getauft werden. An Bord ist Platz für 1266 Passagiere, um die sich 418 Mann Besatzung kümmern. Das Schiff verfügt über drei Restaurants, fünf Bars und 1200 Quadratmeter Wellnessbereich. Basis im Sommer ist Heraklion auf Kreta. Angesteuert werden auf wechselnden Wochenrouten unter anderem die Türkei, Beirut im Libanon, Zypern und Rhodos.
«COSTA FORTUNA»: Die Jungfernfahrt des 272 Meter langen Schiffes ist zum Jahresende geplant. Der genaue Termin und die vorgesehenen Routen stehen noch nicht fest, so die Vertretung der italienischen Reederei Costa Crociere in Alsbach (Hessen). Mit Platz für 2720 Passagiere gehört die momentan in einer Werft in Genua entstehende «Costa Fortuna» zu den größten europäischen Kreuzfahrtschiffen. Mit der «Costa Magica» folgt Ende 2004 ein baugleiches Schwesterschiff.
«COSTA MEDITERRANEA»: Am 16. Juni 2003 schickt Costa die Schwester der «Costa Atlantica» zum ersten Mal auf große Fahrt. An Bord des in Finnland gebauten, rund 375 Millionen Euro teuren 292-Meter-Schiffes kümmern sich 1000 Mann Besatzung um bis zu 2114 Fahrgäste. Das Innendekor soll sich an italienischen Palästen aus dem 17. und 18. Jahrhundert orientieren. Fahrtgebiet im Sommer ist das westliche Mittelmeer, unter anderem mit den Zielen Sizilien und Mallorca.
«MARINER OF THE SEAS»: Royal Caribbean Cruise Line (RCCL) schließt mit der «Mariner» im November das Bauprogramm seiner «Voyager-Klasse» ab. 311 Meter lang, 15 Decks hoch, Platz für 3114 Passagiere und neben einer Kletterwand auch eine Eislaufbahn an Bord - die insgesamt fünf in Finnland gebauten «Voyager»-Exemplare sind die bisher größten Kreuzfahrtschiffe der Welt. Die US-Reederei wird den Neuzugang - wie alle seine Schwestern - ganzjährig auf Karibik-Strecken einsetzen.
«MSC LIRICA»: Das neue Flaggschiff der italienischen Reederei MSC legt am 13. April in Genua zum ersten Mal ab. Das 251 Meter lange, in Frankreich gebaute Schiff bietet auf 14 Decks Platz für maximal 2200 Passagiere. Unterwegs ist die «Lirica», die ihren Gästen vor allem ein italienisches Ambiente bieten soll, im Sommer 2003 im westlichen Mittelmeer. Nach Angaben des MSC-Büros in München stößt mit der «MSC Opera» im Frühjahr 2004 ein baugleiches Schwesterschiff zur Flotte.
«CROWN ODYSSEY»: Das früher unter dem Namen «Norwegian Crown» fahrende Schiff kehrt nach einem Umbau im September 2003 zur Flotte der US-Reederei Norwegian Cruise Line (NCL) zurück. 188 Meter lang, bietet es Platz für bis zu 1050 Passagiere. In der Werft soll es unter anderem drei neue Restaurants, einen Kinderbereich und ein Fitnesscenter erhalten, um dem NCL-Konzept «Freestyle Cruising» zu entsprechen. Die Kreuzfahrten «ohne Schlips und Smoking» führen im Herbst von Baltimore im US-Bundesstaat Maryland aus nach Kanada und Neuengland. Im Winter 2003/04 sind mehrere Südamerika-Touren geplant.
«OOSTERDAM»: Wie die erst im Dezember 2002 in Dienst gestellte «Zuiderdam» soll sich der Neuling bei der US-Reederei Holland America Line vor allem durch ein großzügiges Platzangebot für die Passagiere auszeichnen. Das 290 Meter lange Schiff bietet Platz für 1848 Gäste. Die Showlounge erstreckt sich nach Angaben der Reederei-Vertretung in Beckeln (Niedersachsen) über drei Decks. Weitere Besonderheiten sind die außen angebrachten Panorama-Aufzüge. Die «Oosterdam» ist das zweite von fünf geplanten Schiffen der «Vista»-Baureihe. Zielgebiete sind vom Juli 2003 an zunächst Europa, vom Dezember an die Karibik.
«SERENADE OF THE SEAS»: Das dritte Schiff der «Radiance-Klasse» bei RCCL soll im September zur Flotte der US-Reederei stoßen. Die von der Meyer-Werft in Papenburg gebaute, 293 Meter lange «Serenade» hat im Herbst zunächst Fahrten von New York aus entlang der kanadischen Ostküste im Programm. Im Winter geht es mit maximal 2500 Passagieren dann von Puerto Rico aus durch die Inselwelt der südlichen Karibik.