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Natur pur: Mit dem Kanu auf der Mecklenburgischen Seenplatte

Von Joachim Mangler 20.04.2007, 07:17

Diemitz/dpa. - Ein knappes Dutzend Leute steht am Labussee in der Mecklenburgischen Seenplatte. «Ich hoffe, ihr habt gut gefrühstückt», sagt Rüdiger Delmas in ihre Richtung. «Ihr werdet jetzt mindestens zweieinhalb Stunden auf dem Wasser sein.»

Mit diesen Worten schließt der Chef des Bootsverleihs Biber-Tours die kurze Beschreibung der geplanten Tour ab. Die meisten haben Erfahrungen mit Kanus und Kajaks gesammelt und schauen dem Tag mitten in der Natur zuversichtlich entgegen.

Natur gibt es reichlich rund um den Müritz-Nationalpark im Süden Mecklenburg-Vorpommerns. Und das soll auch so bleiben: Die Kanu-Verleiher dort engagieren sich zusammen mit dem Nationalpark für einen umweltverträglicheren Wasserwandertourismus. Wildes Campen soll eingedämmt und das Liegenlassen von Müll verhindert werden, haben beide Seiten vereinbart. Denn wegen der stark gestiegenen Zahl von Paddlern gerade im Süden des Nationalparks gebe es zunehmend Probleme. Die Parkverwaltung hatte 2005 sogar eine Maut für Wasserwanderer ins Spiel gebracht, die aber wieder verworfen wurde.

Mehr als 1000, zum größten Teil miteinander verbundene Seen bilden das größte vernetzte Wassersportgebiet Mitteleuropas, schwärmt Andrea Nagel vom Tourismusverband der Seenplatte. So haben Hobbykapitäne freie Fahrt von Berlin nach Schwerin, zur Elbe und nach Hamburg. Auf Grund dieser Größe und der Verschiedenheit der Seen inklusive der Müritz, dem mit 117 Quadratkilometern größten deutschen Binnensee, ist jede Art von Wassersport denkbar - vom Schwimmen über Paddeln hin zum Hausboot oder gar Motorsportboot fahren.

«Aber mit keinem anderen Fortbewegungsmittel lässt sich die Natur so ungestört genießen wie mit Kanu oder Kajak», sagt Delmas. Man bekommt oft eine völlig andere Sicht für die Dinge auf dem Land und kann sich schnell erholen. Dass das Paddeln doch nicht so einfach ist, merken in der kleinen Gruppe schnell die ungeübten Leute, die sich mit den obligatorischen Schwimmwesten ausgestattet auf den Weg gemacht haben. Schnell melden die Muskeln im Schulter, Oberarm und Beckenbereich, dass sie in den vergangenen Monaten oder Jahren in erster Linie geschont wurden. Auch die Besatzungen der Doppelkanus merken, dass die Koordination der Bewegungen durchaus Übung braucht.

In den vergangenen Jahren sind viele Millionen Euro investiert worden, um die Attraktivität der Seenplatte als Wassersportrevier zu erhöhen. Inzwischen gibt es 32 000 Bootsliegeplätze in Marinas. Dutzende Hotels, Pensionen und Campingplätze meist direkt am Wasser sind errichtet worden. 2006 wurden hier 180 000 Touristen gezählt. Mecklenburg-Vorpommern gehört nach Einschätzung des Bundesverbandes Wassersportwirtschaft in Köln europaweit zur Spitze - und hat noch Reserven. Die Region kann mit Angeboten aufwarten, die sowohl Tagestouristen aus den Metropolen Berlin oder Hamburg als auch Urlauber anlocken können, die zwei oder drei Wochen ausspannen wollen.

Der Nordosten Deutschlands hat mit zwei Gesetzen den Weg zu mehr Attraktivität geebnet. So dürfen sich Freizeitkapitäne ohne Bootsführerschein auf das Wasser wagen. Eine Regelung, die zunächst mit Skepsis begleitet wurde. Doch es zeigte sich, dass die Anfänger vorsichtig und regelgerecht fahren und kaum Unfälle verursachen - auch wenn spektakuläre Fernsehbilder von der Diemitz-Schleuse gelegentlich etwas anderes zeigen. Beispielsweise einen Freizeitkapitän, der sich mit den Füßen gerade noch auf dem Boot mit den Fingerkuppen am Schleusenrand festhält und schließlich doch ins Wasser plumpst.

Noch umstrittener war der Touristenfischereischein. Der ist samt einer Broschüre über Rechtsgrundlagen und über Fische für 20 Euro zu erwerben. Das passierte 2006 mehr als 7200 Mal. «Wir haben uns notgedrungenerweise damit abgefunden», sagt der Präsident des Landesanglerverbandes, Hans-Jürgen Hennig. Das Töten von Wirbeltieren ohne Sachkundenachweis sei dennoch nicht in Ordnung. Aber auch hier zeigte die Erfahrung, dass die Anfänger vorsichtig ans Werk gehen.

Für die Reisegruppe, mit schweren Armen, aber glücklich am Ausgangspunkt der Tour angekommen, ist das Fischen kein Problem. Einheimische - mit Angelschein - wissen, wo der Hecht steht. Dieser entschädigt auf dem Holzkohlegrill zubereitet am Ende des Tages für das ein oder andere heftige Muskelzucken mit anschließendem Muskelkater.

Informationen: Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern, Platz der Freundschaft 1, 18059 Rostock, Telefon: 0381/40 30 500, E-Mail: [email protected]

Tourismusverband MV: www.auf-nach-mv.de

Mecklenburgische Seenplatte: www.mecklenburgische-seenplatte.de