Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Neues Wembley-Stadion erwartet die DFB-Elf
Frankfurt/Main/dpa. - Fieberhaft versucht Löw innerhalb von nur zwei Tagenaus seinem Restkader ein konkurrenzfähiges Team zu basteln, das beimLänderspiel am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD) im neuen Londoner Wembley-Stadion trotz der Rekordzahl von elf Ausfällen das erhoffte Signalfür eine erfolgreiche EM-Saison der Nationalmannschaft setzen kann.
«So viele Ausfälle hatten wir noch nie. Natürlich hat das Spieljetzt einen anderen Charakter. Uns fehlt Erfahrung, Routine undFührung», sagte der Bundestrainer am Montag in Frankfurt/Main,schloss aber sofort kämpferisch an: «Wir werden jetzt nicht beginnenzu jammern, obwohl wir nahe dran sind. Wir gehen mit viel Zuversichtund Optimismus nach England.» Zumal Wembley ein gutes Plaster ist:Seit 32 Jahren hat die DFB-Auswahl dort nicht mehr verloren, und Löwglaubt an die Fortsetzung der Serie von zuletzt vier Siegen inEngland. «Gerade für die jungen Spieler ist es eine Erfahrung, diesie weiter bringt. Das gibt jedem einen Kick», sagte der 47-Jährige.
Eine Abkehr von der in seiner einjährigen Amtszeit erfolgreichverfeinerten offensiven Ausrichtung kommt für Löw nicht in Frage.«Wir werden jede Gelegenheit nutzen, um nach vorne zu gehen. DiePhilosophie bleibt», kündigte der Bundestrainer eine mutigeSpielweise an. Zur Vorbereitung werde er viele Gespräche führen undintensive Videostudien vornehmen. «Wir wollen bei den jungen Spielerndas Selbstbewusstsein wecken, ihnen vermitteln, dass es eine Freudeist, in diesem neuen Stadion zu spielen», betonte Löw.
Doch trotz des ungebrochenen Optimismus' schwingt beimBundestrainer vor dem Saisonauftakt auch ein bisschen Skepsis mit.«Wir werden versuchen, möglichst Vieles in Fluss zu bekommen. Wirwollen möglichst gut organisiert sein. Einige Automatismen werdenverloren gehen. Aber wir haben auch unsere Chance», sagte Löw. Ineiner ruhigen Minute habe er ausgerechnet, dass dem Team durch dieelf Absagen die Erfahrung von mehr als 350 Länderspielen fehle.
Nach einer bislang ungekannten Absage-Welle - 1994 in Ungarn hatteder damalige Bundestrainer Berti Vogts zehn Spieler nicht dabei -muss das DFB-Team in London ohne die verletzten Ballack, Frings,Klose, Gomez, Schweinsteiger, Podolski, Jansen, Fritz, Borowski,Khedira und Schlaudraff auskommen. Für die dramatische Häufung vonBlessuren macht Löw auch ein unkoordiniertes und ungestümesZweikampfverhalten verantwortlich. «Vielen Spielern geht es nurdarum, den Gegner zu stoppen, und sei es mit einem Foul», kritisierteLöw. «Da muss es ein Umdenken geben.»
Innerhalb von wenigen Stunden muss Löw die beste Formation für dasKräftemessen mit dem alten Rivalen finden. «Es gibt Gedankenspiele.Aber wir wollen noch die Trainingseindrücke abwarten.» Besonders imAngriff hat Löw ein großes Problem. Kevin Kuranyi bekam schon zweiTage vor dem Spiel zwangsläufig eine Einsatz-Garantie. Der KölnerPatrick Helmes musste am Montag noch gegen Alemannia Aachen ran undam Freitag schon wieder für den FC in der 2. Liga spielen. NebenKuranyi dürfte so Leverkusens Stefan Kießling zu seinem zweitenLänderspiel-Einsatz kommen. «Wir haben bislang nur im Trainingmiteinander gespielt, aber wir werden bestimmt unsere Arbeit gutmachen», sagte Kuranyi. Der Schalker sieht in der Personalmisere aucheine Chancen: «Die Spieler, die da sind, sind heiß auf dieses Spiel.Die Jungen wollen sich beweisen.»
Gute Chancen auf ein ersten Einsatz vor großer Kulisse - auchBundeskanzlerin Angela Merkel und der britische PremierministerGordon Brown haben sich angekündigt - hat der Schalker VerteidigerChristian Pander auf der linken Außenbahn. «Er könnte uns helfen mitseiner Spielsicherheit und seiner Stärke bei den Standards», meinteLöw über den möglichen Debütanten. Auch für Ersatzkapitän BerndSchneider, mit bisher 78 Länderspielen der einzige verbliebene Akteurmit mehr als 50 DFB-Einsätzen, ist es der erste Auftritt in England.1996 beim Elfmeter-Sieg im EM-Halbfinale gegen die Gastgeber standder Leverkusener noch als Fan in der Kurve: «Ich freue mich einfachauf dieses Spiel. Das ist für jeden etwas ganz Besonderes.»
Die voraussichtliche Aufstellung: Lehmann - Lahm, Mertesacker,Metzelder, Pander - Hilbert, Rolfes, Hitzlsperger - Schneider -Kießling, Kuranyi