Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Mit Neuling Owomoyela und Sturmtrio gegen Japans Rumpfelf

Yokohama/dpa. - «Bevor die Spieler in denwohlverdienten Urlaub gehen, wollen wir noch einmal etwas leisten.Die Spieler wissen, dass sie Gas geben müssen», sagte Klinsmann vordem hoch karätigsten der drei Testspiele auf der Fernostreise amDonnerstag (12.10 Uhr/ZDF) gegen Asien-Meister Japan.
Nach viel Freizeit und Schlaf brachte er sein 17-köpfiges Aufgebotin 90 Übungsminuten wieder auf Betriebstemperatur. «Wir habenversucht, sehr, sehr intensiv zu trainieren, damit die Spieler dieSpannung hochfahren und kein Trott hereinkommt», erläuterte AssistentJoachim Löw. Nach dem Abschlusstraining blieb eigentlich nur eineFrage offen: Wer spielt hinten links in der Viererkette, nachdem eineDreierreihe verworfen wurde? Weil Stammkraft Philipp Lahm und seineStuttgarter Kollegen Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel und TimoHildebrand erst am Sonntag gegen Südkorea zur Verfügung stehen, istder Bremer Neuling Christian Schulz der einzig verfügbareFacharbeiter für diese Position.
Der Trainerstab wollte sich 24 Stunden vor dem Anpfiff noch nichtauf den 21-jährigen Schulz festlegen. Der Einsatz von gleich zweiLänderspiel-Debütanten in der Abwehr könnte doch zu riskant sein.Denn auf der rechten Seite ist das Debüt des Bielefelders Owomoyelabeschlossene Sache: «Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, dassPatrick spielte», sagte Löw, was einer Einsatzgarantie gleichkam.Zumal Owomoyela nach dem Training auch noch auf der Pressekonferenzdes DFB die Vorfreude auf sein erstes Länderspiel persönlich kundtundurfte. «Ich habe mir zum Ziel gesetzt, das Ganze so positiv wiemöglich zu gestalten. Ich bin schon jetzt dabei, das Ganze in vollenZügen zu genießen», sagte der 25-Jährige.
Den Ehrgeiz der «Superlocke», der sich für die DFB-Auswahl undgegen eine internationale Karriere für Nigeria entschieden hat, bekamThomas Brdaric schmerzhaft zu spüren. Bei einem «harten, aber fairenZweikampf», wie Owomoyela zutreffend sagte, zog sich der WolfsburgerStürmer eine Blessur am rechten Fuß zu, konnte aber nach einerBehandlungspause weiter trainieren. Die taktische Systemumstellungvon 4-4-2 auf 4-3-3 blieb durch diese Aktion ohnehin ungefährdet.Denn bei seinem Premieren-Versuch mit drei Stürmern will Klinsmannneben dem Bremer Miroslav Klose und dem Schalker Gerald Asamoah den19-jährigen Lukas Podolski erstmals in die Anfangsformation beordern.Für die pünktliche Mitreise des neunfachen Saison-Torschützen warextra die Zweitliga-Partie des 1. FC Köln gegen den MSV Duisburg umeinen Tag vorverlegt worden.
Gegen die personell arg geschwächten Japaner, bei denen dreiEuropa-Legionäre und fast die gesamte Abwehrreihe ausfallen, sollOffensive Trumpf sein. «Wir haben uns dazu entschlossen, immerschnell zu spielen, immer Tempo-Fußball zu spielen und den Gegnerunter Druck zu setzen», betonte Oliver Kahn. Der Keeper, der sein 75.Länderspiel bestreitet, stand am Mittwoch beim Torwarttraining mitAndreas Köpke erstmals wieder in dem Tor, in dem ihm im WM-Finale2002 der folgenschwere Fehler zum 0:1 durch Ronaldo unterlief. Nichtnur für Kahn, auch bei Kapitän Michael Ballack ist das Spiel in derArena von Yokohama mit schlechten Erinnerungen verbunden. Denn beimWM-Finale musste er wegen Gelb-Sperre tatenlos zusehen. «Da kommenschon Erinnerungen hoch», bemerkte Ballack.
Solche Negativ-Erlebnisse können die Nationalspieler in Zukunftauch mit dem von Klinsmann geholten Sportpsychologen Hans-DieterHermann verarbeiten. In einem 30-minütigen Vortrag gab der 44-Jährigeam Mittwoch dem Nationalteam erstmals Einblick in seine Arbeit. Aufden Verlauf der Asien-Reise hat Hermanns Wirken aber wohl noch keineAuswirkungen, auch wenn Kahn die Partie zur Kopfsache erklärte: «Hierkann man seine mentale Stärke testen», meinte der Torwart mit Blickauf die Müdigkeit durch Jetlag und eine anstrengende Bundesliga-Vorrunde. Der Ernstfall kommt erst bei der WM, wie Ballack meint: «Esgeht - in Anführungszeichen - um nichts bis 2006.»