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Nationalmannschaft - EM-Qualifikation Nationalmannschaft - EM-Qualifikation: Unruhe im DFB-Quartier

Von Jens Mende und Klaus Bergmann 28.03.2003, 16:24
Miroslav Klose ist nach ansteigender Formkurve wieder der Hoffnungsträger im deutschen Sturm. (Foto: dpa)
Miroslav Klose ist nach ansteigender Formkurve wieder der Hoffnungsträger im deutschen Sturm. (Foto: dpa) dpa

Herzogenaurach/dpa. - Immer neue Diskussionen um Kapitän Oliver Kahn und mögliche Disharmonien im Team, dazu schockierende TV-Bilder aus dem Irak - 24 Stunden vor dem Anpfiff schien das EM-Spiel gegen Litauen im Lager der deutschen Nationalmannschaft so weit entfernt wie nie. In Herzogenaurach drehten sich am Freitag Gespräche und Gedanken um alles andere als den Sport. «Das wird natürlich nicht totgeschwiegen, es wird viel diskutiert. Jeder hat seine eigene Meinung», berichtete Rudi Völler über die interne Bearbeitung der Kriegs-Aktualität. «Das ist ein wichtiges Spiel. Aber dass nicht privat geredet werden darf, ist natürlich Blödsinn», skizzierte der Teamchef die Unruhe im DFB-Quartier und appellierte schon fast verzweifelt an alle Beteiligten, am Samstag die volle Konzentration auf das EM-Qualifikationsspiel gegen Litauen zu richten.

«Wir müssen so hoch konzentriert sein wie beim 2:0 im Hinspiel», forderte Völler, dem angesichts der vielen Nebenschauplätze offenbar selbst einige Zweifel plagen. «Eigentlich müssten wir die weghauen», machte Marko Rehmer deutlich, dass es von der Papierform her im Frankenstadion (19.00 Uhr/ZDF live) einen klaren Sieg gegen den 106. der Weltrangliste geben müsste. Der Berliner hat beste Chancen, erstmals nach seinem Kurzauftritt bei der WM 2002 beim dritten EM-Qualifikationsspiel wieder in der Startformation zu stehen. Völler wollte von einem klaren Sieg jedoch nichts wissen, sondern meinte sogar: «Ich wäre froh, wenn wir überhaupt gewinnen.»

Den Optimismus, dass der dritte Erfolg im dritten Spiel auf dem Weg zur EM-Endrunde 2002 in Portugal doch ohne größere Probleme gelingen kann, schöpfte Völler aus dem in den vergangenen Monaten gewachsenen Charakter der Mannschaft. Spätestens seit den Nerven aufreibenden Spielen gegen die Ukraine und der erfolgreichen Weltmeisterschaft in Asien weiß Völler: Das Team kann sich auch in schwierigen Moment auf das Wesentliche konzentrieren. «Jeder hat diese WM-Qualifikation noch im Hinterkopf. Und keiner will noch mal das Risiko eingehen, so eine Relegation zu machen», erinnerte Kahn an den Stress, der als Gruppen-Zweiter auch im Rennen um die EM-Tickets drohen würde.

«Wenn man seine Spiele gewinnt, braucht man nicht auf andere zu achten», bemerkte Kahn zum Fernduell mit den von Ex-Bundestrainer Berti Vogts betreuten Schotten, die in der Qualifikationsgruppe 5 hinter Deutschland (6 Punkte) auf Rang zwei (4) lauern. Der DFB-Kapitän wirkte am Freitag im Frage-und-Antwort-Spiel mit den Journalisten sichtlich gezeichnet vom anhaltenden Wirbel um sein Privatleben, doch einen Rücktritt aus dem Nationalteam als Antwort auf die Reaktionen der Öffentlichkeit schloss der 33-jährige Kapitän aus: «Das kommt für mich überhaupt nicht in Frage. Ich will auf alle Fälle bis zur WM 2006 in der Nationalmannschaft bleiben.»

Rudi Völler hatte nochmals das Gespräch mit Kahn gesucht, auch die unterschiedlichen Standpunkte mit Kollegen Dietmar Hamann wurden ausgetauscht. «Wir sind ja kein Kindergarten, dass hinterher jemand beleidigt war», sagte Völler. Der Kapitän hatte nach dem 1:3 gegen Spanien die Einstellung in einem Freundschaftsspiel angeprangert, Hamann konterte mit dem Hinweis auf den Testspiel-Charakter. «Wir haben locker, ruhig, unaufgeregt darüber gesprochen - und werden gut spielen», erklärte «Rudi Nazionale». Jetzt geht es ohnehin um Punkte, «da ist harte Arbeit angesagt», betonte Völler.

Auf dem Weg zur Zwischenstation EURO 2004 soll in Nürnberg, wo die DFB-Auswahl nur einmal vor 38 Jahren gegen England verlor (0:1), der 40. EM-Qualifikationssieg seit 1967 her. Auf Paul Freier will der Teamchef nur im Notfall zurückgreifen. Der Bochumer Mittelfeldspieler konnte nach Beschwerden am Zeh zwar wieder trainieren, Völler aber will kein Risiko eingehen: «Er wird nur zum Einsatz kommen, wenn es unbedingt notwendig ist.» Bei Ersatztorhüter Jens Lehmann hatte sich in der Nacht zum Freitag die Oberschenkelblessur wieder verschlimmert, dennoch meldete sich der Dortmunder für die Partie gegen die Litauer einsatzbereit.

Voraussichtliche Aufstellung
Voraussichtliche Aufstellung
dpa