Nationalmannschaft Nationalmannschaft: Ballack reicht Löw die Hand
München/dpa. - Michael Ballack reicht Joachim Löw die Hand, aberder Bundestrainer schlägt nicht einfach ein. Die angekündigteEntschuldigung des Kapitäns der Nationalmannschaft hat der 48-Jährigeam Sonntag ohne eine Bewertung «registriert», mögliche Konsequenzenfür eine weitere Zusammenarbeit auf dem Weg zur Weltmeisterschaft2010 macht Löw auch weiterhin vom Verlauf und Ausgang des Vier-Augen-Gesprächs in Deutschland abhängig. «Danach wird es von mir eineabschließende Stellungnahme geben», erklärte Löw am Sonntag auf derInternetseite des Deutschen Fußball-Bundes (DFB). Auch im «Fall»Frings gibt es Bewegung: Der Bremer will um seinen Platz im DFB-Teamkämpfen - sein Rücktrittsgedanken legte er beiseite.
Ballack hatte mit einer am Samstagabend verbreiteten Erklärungeinen ersten Schritt zur Konfliktlösung vollzogen. «Ich werde mich inkürzester Zeit mit Joachim Löw zusammensetzen, sobald es meinGesundheitszustand zulässt, und werde mich für mein Verhalten bei ihmentschuldigen», kündigte der 89-malige Nationalspieler an. Er räumteein, dass der Weg, in einem Interview «offen und kritisch» Dingeanzusprechen, «ein Fehler war». Ballack hatte dabei auch Löws Kursund Personalentscheidungen kritisiert sowie mehr Respekt undEhrlichkeit im Umgang angemahnt.
Ballack nennt als Motive für sein Vorgehen, dass er Mitspieler wieseinen langjährigen Weggefährten Torsten Frings in einer schwierigenSituation «schützen und unterstützen» und Themen ansprechen wollte,«die mir als Kapitän am Herzen lagen». Das «Ausmaß» der Kritik, dieer für seinen Gang an die Öffentlichkeit erntete, habe er «nichterwartet». Ausdrücklich versucht Ballack den Bundestrainer, derverärgert und persönlich verletzt reagiert hatte, zu besänftigen:«Ich schätze Jogi Löw persönlich als Mensch und Trainer sehr»,versicherte der 32 Jahre alte Mittelfeldspieler. Dem Trainerbescheinigte er «eine starke und unantastbare Position». Im Telefonatam Samstag habe er ihm auch gesagt, «dass es nicht meine Absicht war,seine Arbeit als Bundestrainer zu kritisieren».
Tatsächlich überlässt DFB-Präsident Theo Zwanziger Löw exklusivdie Entscheidung darüber, ob und wie es mit Ballack in der DFB-Elfweitergeht. Erklärung und Entschuldigung hin oder her - «vielwichtiger ist das persönliche Gespräch», betonte Löw am Sonntag. Eswerde «inhaltlich» das eine oder andere über Ballacks Erklärunghinaus anzusprechen sein, konkretisierte DFB-Sprecher Harald Stenger.Auch denkbare Sanktionen wie eine Absetzung als Kapitän dürften«Gegenstand des Gesprächs» sein, sagte Stenger am Sonntag im «DSF».
Vor möglichen Überreaktionen und gar einem Rauswurf Ballackswarnte Uli Hoeneß. «Das muss zu kitten sein», sagte der Manager desFC Bayern. «Michael Ballack ist für die Nationalmannschaftunabdingbar. Ohne den kann man meiner Meinung nach nicht zurWeltmeisterschaft 2010 fahren», erklärte Hoeneß. Dem widersprachGünter Netzer in der «Bild am Sonntag»: Ballack sei «nicht MisterDeutschland, ohne den die Nationalelf zusammenbrechen würde».
Hoeneß nahm Ballack sogar in Schutz. «Ich denke, zwei Männerkönnen auch mal etwas Kritisches übereinander sagen, ohne dass man soein Theater daraus macht. Ich bin für eine Aussprache und dann mussdie Sache erledigt sein», meinte der 56-Jährige, der auch Kritik amKrisenmanagement des Verbandes übte: «Die PR-Politik des DFB ist eineKatastrophe. Man lässt das Thema köcheln. Man muss es endlich malbeenden.» Der heutige Schweizer Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld hätteanders als Löw gehandelt: «Ich hätte mich gleich ins Flugzeug gesetztund wäre zum Spieler geflogen.»
Drei Wochen vor der nächsten Zusammenkunft der Nationalmannschaftzum Länderspiel am 19. Mai in Berlin gegen England warten auchBallacks Teamkollegen gespannt auf den Ausgang des Konfliktes. «Wirwollen, dass wieder Ruhe einkehrt», sagte Bastian Schweinsteiger. DieAussprache zwischen Bundestrainer und Kapitän sei «nötig». AuchFrings will beim Klassiker wieder zum Aufgebot gehören. «Ich werdeweiterhin kämpfen und meine Chance suchen», sagte er zu seiner vieldiskutierten Zukunft im DFB-Team. Einen Rücktritt werde es nichtgeben: «Eine Stammplatzgarantie habe ich nie gefordert und werde ichauch nie fordern. Ich möchte Jogi Löw und sein Team auch zukünftigimmer mit Leistung überzeugen», erklärte der Bremer.