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Nationales Riesenspektakel Olympia-Eröffnung

Von Carsten Hoefer 06.08.2008, 10:13

Peking/dpa. - Internationale Politprominenz, Kungfu, Akrobaten und Großfeuerwerk: Die 29. Olympischen Spiele in Peking werden aller Voraussicht nach mit einem nie dagewesenen Spektakel eröffnet.

Neben US-Präsident George W. Bush und Russlands Regierungschef Wladimir Putin werden über 80 weitere Staatschefs, gekrönte Häupter und Spitzenpolitiker erwartet. An Kulturshow und Zeremonie sollen knapp 20 000 Menschen mitwirken. Zum Schluss soll kurz vor Mitternacht über der Stadt ein donnerndes Feuerwerk gezündet werden - mit 29 000 Böllern und Raketen. Die Hymne der Peking-Spiele bleibt bis zum Schluss geheim - doch steht fest, dass die britische Sängerin Sarah Brightman und der chinesische Popstar Liu Huan gemeinsam auf die Bühne treten werden.

Für die Chinesen geht es bei der Eröffnungsfeier um weit mehr als Sport und Spektakel: Bush, Putin, Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und dem Milliardenpublikum vor den Fernsehschirmen in aller Welt werden aus erster Hand eine Demonstration des chinesischen Nationalismus erhalten. Die Funktionäre des Olympia-Komitees BOCOG übertreffen sich in Eigenlob: «Brillant» soll die dreieinhalbstündige Feier sein, «international», «modern», gleichzeitig der Welt die «ehrwürdige alte chinesische Kultur» und die «Besonderheit» des Landes demonstrieren. 28 Ensembles werden durch die 90 000 Menschen fassende Arena wirbeln, von Kungfu-Kämpfern bis zu Tänzerinnen im Minirock ist alles geboten.

Allein für den Einzug und das Hissen der chinesischen Nationalflagge sind 14 Minuten reserviert. Nach zwei Jahrhunderten der Armut, der Isolation und der Demütigungen durch die einst als Barbaren verachteten Ausländer will China der ganzen Welt zeigen: Wir sind wieder wer. Die olympische Leidenschaft sei auf dem Siedepunkt angekommen, schreibt die Staatsagentur Xinhua - die offizielle Stimme des Regimes. «Peking ist heiß! China ist heiß!»

Und weiter: «Egal was geschieht: Die Anstrengungen des chinesischen Volkes lassen Peking zur ewigen Stadt werden.» So wie die einst in der Antike durch Krieg und Katastrophen untergegangenen Olympischen Spiele nach mehr als tausend Jahren wieder auferstanden, so sei Peking jetzt zur ewigen Stadt geworden. Und der 2,26 Meter große Basketball-Superstar Yao Ming wird als Fackelläufer in Peking vom nationalen Pathos übermannt: «Als die Flamme sich entzündete, war mein Kopf ganz leer.»

Die Zahl der Akrobaten und Tänzer beziffert Wang Ping, der Cheforganisator der Zeremonie, auf 15 000. Sie sollen die chinesische Kultur in allen Facetten darstellen, von den Mythen der Vergangenheit bis zum Wiederaufstieg der vergangenen drei Jahrzehnte. Ein Drittel der Akrobaten und Tänzer stellt die Volksbefreiungsarmee. Mehrere tausend weitere Teilnehmer sind für sonstige Aufgaben eingeplant. Als erste Mannschaft wird wie immer bei Olympischen Spielen Griechenland einziehen, gefolgt von Guinea - weil der chinesische Name des afrikanischen Landes die wenigsten Pinselstriche hat. Als letzte werden Sambia und die chinesische Mannschaft das Stadion betreten.

Ganz zum Schluss soll es krachen - im Wortsinn. 14 000 Böller und Raketen werden in und um das Stadion abgefeuert, weitere 15 000 an verschiedenen Orten in der Stadt. Extra für Olympia hat die Volksrepublik nach Wangs Angaben neuartige «Hightech»-Kracher erfunden. «China ist die Heimat des Feuerwerks», sagt Wang. Ein Feuerwerk soll die Eröffnungsfeier in jeder Hinsicht bieten.