Nach Fehlstart Nach Fehlstart: Gerg kann wieder lachen
Salt Lake City/dpa. - Nach Hilde Gergs unglücklichem Fehlstartund dem Eklat um Martina Ertl droht den deutschen Ski-Damen derMedaillen-Blackout. Vier Jahre nach dem Dreifach-Triumph der «GoldenGirls» in der Kombination ist ein ähnliches Kunststück in der Doppel-Disziplin aus Abfahrt und Slalom am Donnerstag nicht zu erwarten.«Wir müssen froh sein, wenn die Martina eine Medaille holt. Dann istdas Klasse», sagte Cheftrainer Wolfgang Maier vor der Kombination inder Ski-Arena von Snowbasin. In der einstigen Paradedisziplin schöpftder Deutsche Skiverband (DSV) bei den Winterspielen in Salt Lake Citynicht einmal mehr sein Startplatz-Kontingent aus.
Im Super-G am Sonntag hat Hilde Gerg zwar noch einmal guteChancen, aber garantiert ist Edelmetall ebenso wie im Riesenslalomund Slalom nicht. «Ich habe schon in Nagano gesagt, dass es nichtimmer so weiter geht. Damals hat man mich ausgelacht», sagt ArminBittner. In den Rocky Mountains könnten die Prophezeiungen des Ex-Stars bittere Wahrheit werden. Der Auftakt in der Abfahrt ging mitdem vierten Platz von Hilde Gerg schon mal daneben.
Der «Fall Ertl», die entgegen aller Absprachen einen Start in derSpezialabfahrt einforderte und von den Trainern abgemahnt wurde,dürfte ein Erfolgsklima nicht fördern. «Die Stimmung war so gut,jetzt ist sie schon ein bisserl gespannt», stellte Regina Häusl,Zehnte beim Abfahrts-Spektakel um Sensations-Siegerin CarolineMontillet aus Frankreich, verärgert fest.
«Es ist einfach so im Sport, dass es daneben gehen kann. Jetzt hates mich getroffen», sagte Hilde Gerg, die um die Winzigkeit von einerZehntelsekunde an ihrer dritten Olympia-Medaille vorbei gefahren war.Ihre Enttäuschung versteckte sie jedoch gekonnt. «Wenn ich deshalbdas Lachen verlerne, dann wäre das bitter», sagte die 26-Jährige. Nunwill die Slalom-Olympiasiegerin von 1998 im Super G nach dem Goldgreifen. «Vielleicht habe ich da das nötige Quäntchen Glück», sagtedie Weltcup-Spitzenreiterin in dieser Disziplin.
«Es war keine große bittere Niederlage», verbannte Maieraufkommendes Krisengerede. Schon 1998 in Japan hatte sichGelassenheit ausgezahlt. Nach dem ebenso unglücklichen Start mitPlatz vier im Super-G für Häusl, fand das DSV-Team noch in dieErfolgsspur und sorgte mit sechs Medaillen für das beste Ergebnis derVerbands-Geschichte. Zwei Mal Gold und ein Mal Bronze gingen damalsan Katja Seizinger. Solch eine Ausnahmeskifahrerin fehlt inDeutschland nun an allen Ecken und Enden. «Eine Seizinger», sagtMaier, «haben wir nie ersetzt». Trotz Ertl und Gerg, die in Nagano inder Kombination neben der «Gold-Katja» auf dem Treppchen standen.
Hilde Gergs Kombi-Einsatz ist diesmal noch nicht sicher. «Ich habeein bisschen Husten und Schnupfen», sagte sie. Zudem fühlt sie sichim Slalom nach ihrem Beinbruch vor zwei Jahren noch nicht richtigwohl. Ausgerechnet das für die Misstöne verantwortliche «Sorgenkind»Martina Ertl ist die einzige echte Allrounderin im deutschen Team.Die Kombinations-Weltmeisterin und Olympia-Zweite erhofft sich nachder Formkrise die Wende: «Ich habe keinen Erwartungsdruck und habegar nichts zu verlieren.» Auch im Streit mit Trainer Maier gab sichdie 28-Jährige geläutert: «Es tut mir Leid.»