MZ vor Ort MZ vor Ort: Lust und Frust an der Aue
Halle/MZ. - Hier draußen sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Die Anwohner vom Pfingstanger im Südwesten Halles stört das nicht. Im Gegenteil, die Nähe zur Natur, zur Saale aue kommt gut an. "Es wohnt sich sehr schön hier. Wir sind froh, dass wir aus der Südstadt hierher gezogen sind", sagt Liesel Müller. Etwa ein Dutzend weitere Anwohner, die sich am "Vor Ort"-Stand der MZ eingefunden haben, pflichten ihr bei.
Alles klar? Bei nahe. Der Teufel steckt im Detail. Vor sechs Jahren wurden die ersten Wohnungen in den schmucken neuen Häusern - zumeist Mehrgeschosser - bezogen. Wo früher die Russen Militärübungen abhielten, leben heute rund 750 Menschen. "Was uns nicht gefällt, sind die fehlenden Überdachungen an der Bushaltestelle. Immer wenn es regnet, wird man da nass", kritisiert die 73-jährige Frau Müller. Harry Triemner zeigt sich verärgert über einen bunt gestrichenen Neubaublock, der noch nicht fertig ist. "Seit einem Jahr tut sich nichts an dem Haus." Michael Neumann, 55, wirkt gelassen. "Es gibt überall Positives und Negatives", sagt er ruhig. Er wohnt gern im Pfingstangerviertel. Nur mit der Versorgung könne es besser sein. "Es gibt zwar einen kleinen Laden, aber es könnten auch regelmäßig ambulante Händler kommen." Sicher nichts für einen Großeinkauf.
Dafür bietet sich das Kaufland-Center in der Südstadt an. Bei dem Thema wird ein grundlegendes Problem der Bewohner deutlich: "Es wird Zeit, dass die Stadt die Straße am alten Asylantenheim öffnet", schimpft Gabriele Hilsky. Bislang verhindert dort eine Gittertür die Durchfahrt in Richtung Südstadt, Umwege sind die Folge. Dass die Zufahrtsstraße zum Viertel aus Richtung Telekom-Gebäude nicht ausgebaut ist, ärgert die Anwohner ebenso. Brigitte Thäle beklagt, dass es auch in Richtung Beesen an der Kaisers lauterer Straße keine Fuß- und Radwege gibt. Was man dem Pfingstangerviertel lassen muss: Es ist schön grün. Im so "E- und F-Komplex" sind die Grünanlagen in Schuss. "Aber auf dem Grünstreifen im Groninger Weg wuchert das Unkraut", ist von Kurt Schumann zu erfahren. "Die zugesagten Baumpflanzungen sind dort bisher auch nicht erfolgt."
Viele der Probleme sind der Stadtverwaltung bekannt. "Wir sind da mit den Investoren im Gespräch, dass die Grünanlagen fertig gestellt und auch gepflegt werden", sagt Planungsdezernent Friedrich Busmann. Laut Vertrag gehen Straßen und Grünflächen später an die Stadt über. "Wir übernehmen das nur, wenn es in Ordnung ist." Die Durchfahrt am Asylantenheim wird laut Stadtplanungsamt mindestens bis 2003 auf sich warten lassen. Denn der Abschnitt soll Teil der Ortsumgehung für Wörmlitz werden. Die fehlenden Rad- und Fußwege an der Kaiserlauterer Straße seien ebenfalls fest geplant - ihre Realisierung sei aber aus Kostengründen ausgesetzt. Die Pfingstanger-Bewohner brauchen also noch Geduld. Aber da ist ja immerhin noch die Nähe ihrer Siedlung zur Natur. Was sie mit dem sonnigen Tag noch anfangen werden? "Wir gehen erst einmal schön spazieren", sagt Lisa Ohms. Die MZ ist kommenden Mittwoch am Passendorfer Schlösschen.