MZ Olympia-Beitrag MZ Olympia-Beitrag: Briefmarken retten Spiele
Halle/MZ. - Griechenland hat 1896 nicht nur für die Wiederbelebung der Olympischen Spiele gesorgt. Das Ereignis markiert zugleich die Geburtsstunde der Sportphilatelie. Dabei war das Erscheinen des Briefmarkensatzes aus der Not geboren. Der griechische Staat war seit Ende 1893 bankrott, die Vergabe der Olympischen Spiele nach Athen im Jahr darauf stieß bei der Regierung daher nicht auf Gegenliebe. Der damalige Premierminister Charilaos Trikoupis schrieb im Oktober 1894 in einem Brief an den Franzosen Baron Pierre de Coubertin, den Begründer der modernen Olympischen Spiele, er hätte "es vorgezogen, dass die ganze Angelegenheit nie ins Werk gesetzt worden wäre".
Die Beschaffung von Geld gestaltete sich überaus schwierig. Ein Aufruf an vermögende Griechen erbrachte nicht das erwartete Ergebnis. Dem Direktor der Athener Post und Philatelisten-Präsidenten Dimitrios Sacoraphos kam schließlich die Idee, Sonderbriefmarken zur Finanzierung der Veranstaltung herauszugeben. Am 15. Juli 1895 fasste das griechische Parlament den Beschluss, zwölf Marken zu editieren und 50 Prozent des Erlöses den Spielen zugute kommen zu lassen. Das "Komitee für die Olympischen Spiele" erhielt dadurch 400 000 Drachmen. Ursprünglich sollten die Spiele mit einem Etat von lediglich 150 000 Drachmen auskommen, was sich jedoch als eine totale Fehlkalkulation herausstellen sollte.
Wenn auch die endgültige Rettung des Festes erst durch die Spende von 1,92 Millionen Drachmen vom reichsten Griechen, Georgios Averoff, ermöglicht wurde, so kommt der ersten olympischen Briefmarkenausgabe eine große Bedeutung zu. Die zwölf Motive in den Wertstufen von 1 Lepta bis 10 Drachmen, auf denen antike Faustkämpfer, Diskuswerfer, ein Vierergespann, eine Amphora, das Stadion, Hermes, Nike und die Akropolis abgebildet sind, gehören zu den begehrtesten philatelistischen Olympia-Sammlerobjekten. Darüber hinaus werden sie auch zu den schönsten gezählt. Ausgabetag war der 25. März 1896. Spekulanten horteten große Vorräte an Marken, um die Preise hochzutreiben. Dem wurde bei einigen Werten mit hohen Nachauflagen begegnet.
Auch der Weltpostverein beobachtete das argwöhnisch. Er sah es ungern, dass so genannte, nur kurze Zeit gültige Gelegenheitsausgaben auf den Markt kamen, weil die Markenemissionen auf der Welt ausuferten. Dem Vorwurf begegnete Griechenland, indem es die Gültigkeitsdauer des Satzes mehrfach bis Ende 1900 verlängerte.
Obwohl sich die Herausgabe des ersten olympischen Briefmarkensatzes 1896 auch finanziell als ein voller Erfolg erwiesen hatte, fanden sich lange keine Nachahmer. Zwar gab wiederum Griechenland zur Zwischenolympiade 1906 anlässlich der zehnjährigen Wiederkehr der ersten Olympischen Spiele der Moderne eine 14 Marken umfassende Sonder-Briefmarkenserie klassischer Prägung heraus, doch das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat diesen Spielen bis heute den offiziellen Charakter versagt. Erst 1920 nahm Belgien die griechische Idee auf und gab zu den Olympischen Spielen in Antwerpen einen drei Briefmarken umfassenden Satz heraus. Ab den Sommerspielen 1928 in Amsterdam hat es sich aber kein Veranstalterland mehr nehmen lassen, das olympische Ereignis mit Sondermarken zu würdigen.