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Museum Schloss Mosigkau Museum Schloss Mosigkau: Gegensätze im Lauf der Jahre

Von Thomas Altmann 01.06.2001, 15:42

Dessau/MZ. - Nach dem Tod der ledigen Lieblingstochter des Fürsten Leopold wurde aus dem Schloss der Anna Wilhelmine ihrem letzten Willen gemäß das "Hochadlige Fräuleinstift zu Mosigkau". Sechs Stiftsdamen und 27 Familien hatte das mit Rokokokartuschen gekrönte Haus jenseits barocker Hofhaltung zu beherbergen, als das Stift 1945 durch die Bodenreform aufgelöst wurde. Die neuen Schlossherren außerhalb der Erbfolge diskutierten verlegen Verwendungsmöglichkeiten, wobei auch in Betracht gezogen wurde, das steinerne Sinnbild vergangener Zeiten abzureißen. Es folgte eine bewegte Zeit des Umbruchs. Unter der Leitung von Julie Harksen zog die "Anhaltische Gemäldegalerie" für kaum zwei Jahre ein.

Nachmieter wurde eine Schule für Erziehungshelferinnen, deren Aspirantinnen weder adlig noch ledig sein mussten. Am 10. Juni 1951 schließlich konnte das Mosigkauer Schlossmuseum eröffnet werden, dessen Initiator und erster Direktor Walter Pflug war. Das 50. Jubiläum des Museums, das in der kommenden Woche von der Kulturstiftung Dessau-Wörlitz und den Mosigkauern gebührend gefeiert wird, ist Anlass, die Geschichte der Geschichtserinnerung zu reflektieren. Im Treppenhaus des Schlosses wurde dazu am Donnerstagabend eine Ausstellung eindrucksvoll durch Reinhard Melzer eröffnet, die bewusst fragmentarisch und schlaglichtartig den Blick auf Eckdaten der Schlossgeschichte konzentriert. Neben Kuriositäten, etwa einem in barocker Breite gerahmtem Dankeswort an die Arbeiter- und Bauernregierung in gekünstelter Schönschrift, wird der Wandel der Intentionen dokumentiert. Das Museum als Volksbildungsstätte zur Veranschaulichung sich gesetzmäßig emporschwingender Geschichte bannte soziale Gegensätze in das "Gesellschaftsmuseum der Rokokozeit".

Unter dem Motto "So lebte der Fürst - so lebte das Volk" wurden Bauern- und Bürgerstuben im Schloss eingerichtet. Dazu mussten Fenster zugemauert, Zwischendecken und Fachwerkwände eingezogen werden. Bereits 1954 wurden die Einbauten wieder entfernt. In den Mittelpunkt rückte jetzt die Dokumentation, welche bis heute die museale Arbeit zwischen akribischer Rekonstruktion und Konservierung bestimmt. Nach Renovierungen in den 60er und 90er Jahren spiegeln Einrichtungen und Räume wieder authentisch das 18. Jahrhundert wider. 1984 erhielt Mosigkau eine Restaurierungswerkstatt, deren Arbeit ein Teil der Ausstellung gewidmet ist. So ziert eine "Dame im roten Kleid" von C.F.R. Lisiewski wieder eine makellose Nase, die von einem Durchschuss entstellt worden war. An einem stark beschädigten Gemäldefragment werden die Arbeitsschritte der Restaurierung dargestellt. Auch in der Gartenplanung gab es heroische Visionen. So sollte das "Mosigkau der Zukunft" zu einem Kulturzentrum werden.

Geplant waren mächtige Bauten, die auf den Plänen von Walter Pflug den Nordpark flankieren. Aber auch hier setzten sich denkmalpflegerische Belange durch. Viele Einrichtungsgegenstände hat das Museum aus dem Bestand der Bodenreform bekommen. Fotos dokumentieren - vollgestopfte Räume hier und spartanische Leere dort - die verschiedenen Konzeptionen der 50er und 70er Jahre. Ebenso gegensätzlich sind auch die ehemaligen Hinweisschilder. So verweist eine hübsch gerahmte Parkordnung in gereimten Versen auf die Heiligkeit des Volkseigentums, während das marmorne Eingangsschild aus jüngerer Zeit eher an ein "Friedhofsschild" erinnert. In der nächsten Woche gibt es neben der Vorführung von Filmen, die in Mosigkau gedreht wurden (Dienstag und Mittwoch), auch Kutschfahrten, Ausstellungseröffnungen, Führungen und Konzerte. Und wer möchte, kann das Geburtstagsprogramm mit dem ausgestellten Programm der Eröffnung des Museums vor 50 Jahren vergleichen.