Museum der Stadt Zerbst Museum der Stadt Zerbst: Geschichte an Ort und Stelle
Zerbst/MZ. - "Das ist die größte Veränderung, die wir in dem Haus je durchgeführt haben", sagte Friedrich über die Ausstellung "Reformation und Bildung", der seit 1999 aufwändige Vorbereitungen vorausgegangen waren. Und selbst am Sonnabend, wenige Minuten vor der feierlichen Eröffnung in der Aula des Zerbster Francisceums, wurde in den Gemäuern noch fleißig gewerkelt.
Zwei Räume haben die Museumsmitarbeiter vollkommen neu hergerichtet. In einem, dem Präfectorium, dreht sich alles um die Reformation, wird ihr Weg und letztendlich die Spaltung der Meinungen zwischen dem Fortschreiten der Reformation einerseits und der Forderung nach eine zweiten Reformation andererseits teilweise sehr symbolisch dargestellt. Zur Eröffnung lag auch noch ein Band der als Zerbster Prunkbibel bezeichneten Cranach-Bibel, die durch einen Erbvorgang in die Stadt kam und seit 1541 in ihrem Besitz ist. "Aber sie wird nicht immer zu sehen sein, weil wir Verschleiß vermeiden wollen", erklärte der Museumsleiter. Auch die Pfaukette, das Prunkstück der Schützengilde, wird nur zu besonderen Anlässen zu sehen sein.
Im zweiten Raum wird der Werdegang der 1582 gegründeten Hochschule "Gymnasium Illustre", die sich im Gebäude des heutigen Francisceums befindet, erzählt, berichten große dreisprachige Tafeln von Rektoren und Studentenleben. "Wir wollen hier keine vollständige Geschichte erzählen. Wir verstehen die Ausstellung lediglich als Anregung, sich danach weiter zu informieren", sind sich Friedrich und Frau Grießbach einig.
Die Ausstellungstücke selbst stammen aus dem Bestand des Museums, aus dem Stadtarchiv und aus der historischen Bibliothek. Nicht nur in den zwei umgestalteten Räumen sind sie zu bewundern, sondern auch in den Kreuzgängen selbst. Hier weist ein langer Zeitstrahl den Weg und ordnet die Ereignisse, die sich in Zerbst zugetragen haben in die Weltgeschichte ein, beginnend mit der magischen Zahl 948, dem Jahr in dem das Bistum Brandenburg gegründet und Zerbst zum ersten Mal erwähnt wurde. In einem separaten Raum sind Modelle der Stadt untergebracht, wie sie um 1300, zur Blütezeit Zerbsts um 1600 und schließlich vor 1945 ausgesehen hat.
Weiterhin schmücken Gemälde und Ritterhelme die Wände. Vieles musste restauriert werden. So zum Beispiel ein Gemälde von Max Kern, das die Ankunft Luthers in Zerbst zeigt. "Das Gemälde hing in St. Bartholomäi. Aber der Lutherkopf war herausgeschnitten", wies Friedrich auf eine sehr komplizierte Restaurationsarbeit hin, an der der Betrachter heute jedoch keinerlei Fehler entdecken kann, denn Luther hat nun wieder einen Kopf.
Gefördert wurde die Ausstellung vom Land Sachsen-Anhalt mit 260 000 Euro, vom Bund mit 60 000 Euro und von der Stadt Zerbst und seinen Geldinstituten (Ostdeutsche Sparkassenstiftung) mit 80 000 Euro. Im Januar sollen letzte Details die neue Dauerausstellung vervollständigen.
Für Touristen wurde jedoch schon ein Sortiment kleiner Erinnerungen an Zerbst und an die Ausstellung zusammengestellt, so zum Beispiel Broschüren, Konfektmischungen und ein Holzpuzzle.
Mit dem Ergebnis der jahrelangen Mühen sind die Museumsmitarbeiter zumindest eingehend zufrieden und konnten sich am Sonnabend Nachmittag ganz in Ruhe dem Festakt widmen. Und eben stolz sein. Aber nicht nur die Arbeit sei das Schöne gewesen, so Friedrich. "Das Schöne ist, dass sich das, was wir hier zeigen, wirklich an Ort und Stelle zugetragen hat."