Motorradbiathlon Motorradbiathlon: Mit ruhiger Hand und Benzin im Blut
COSWIG/MZ. - Lautes Geknatter von Motoren, Staubwolken und Benzingeruch hingen am Wochenende über der Moto-Cross-Strecke hinter dem Coswiger Flämingbad. Grund war der fünfte Lauf zur Landesmeisterschaft im Motorradbiathlon. Manch einer mag jetzt sicher meinen, dass dies wieder eine dieser neuen Trendsportarten sein muss. Von wegen! Es handelt sich vielmehr um ein Kräftemessen mit einer gewissen Tradition, das seinen Ursprung in der DDR hat und früher unter dem Begriff Motorrad-Mehrwettkampf firmierte.
In den fünf neuen Bundesländern hat sich dieser Sport bereits etabliert, und auch in Nordrhein-Westfalen beispielsweise gelangt diese Form des Biathlons zu immer größerer Bekanntheit. Bislang ist es jedoch ein Wettkampf, der noch immer unter den neuen Bundesländern ausgetragen wird. Die Deutschen Meisterschaften finden deshalb im stetigen Wechsel innerhalb der fünf ostdeutschen Länder statt. In diesem Jahr darf das sächsische Torgau-Neiden die Crosser am 9. und 10. Oktober begrüßen und rechnet zur zwölften Auflage der Meisterschaft mit über 250 Teilnehmern.
54 Aktive aus Sachsen-Anhalt und private Fahrer waren am vergangenen Wochenende in unterschiedlichen Klassen in Coswig gegeneinander angetreten, um die Besten zu ermitteln. Dabei saßen nicht nur gestandene Biker auf ihren Maschinen sondern auch Anfänger, die diese Plattform zum Training unter Wettkampfbedingungen nutzten. Die jüngste Starterin war Emelie Seger mit gerade einmal zehn Jahren. Tatsächlich darf diese Sportart bereits ab einem Alter von sechs Jahren betrieben werden. Das Schießen ist übrigens gänzlich ungefährlich. Abgedrückt wird mit Laser-Gewehren.
Und die Kinder hatten ihren Spaß. Da wurde ein kleiner Parcours abgesteckt, auf dem die Jüngsten auf ihren Zweirädern oder Quads übten. Für Harry Herzau, Vorsitzender des 1. AMC Dessau und Präsident des Landesmotorsportverbandes, gab es kein Verschnaufen. Immer wieder mussten neue Anmeldungen von Teilnehmern entgegen genommen werden; zwischendrin wartete der alltägliche Trubel eines Wettkampfbüros. Herzau ist selbst eingefleischter Moto-Cross-Fan und liebt die Coswiger Strecke, die auch bei der internationalen Cross-Gemeinde einen guten Ruf genießt, wie er erzählte. "Das Niveau war ebenso anspruchsvoll wie der Kurs", lobte er.
Armin Knauth, Sektionsleiter beim MC Fläming Coswig und die gute Seele der Rennstrecke, trifft hier oft auf bekannte Gesichter aus dem professionellen Motorradsport. "Wenn sie Wettkämpfe haben und Coswig liegt auf dem Weg, dann kommen sie regelmäßig für zwei bis drei Tage hier vorbei, um zu trainieren. Häufig sind es Dänen und Österreicher, aber auch Russen hatten wir hier schon", sagte Knauth. Die Sportler würden vor allem die Beschaffenheit des Kurses am Flämingbad schätzen.
Bei den Rennen am Wochenende wurde nicht nur auf der Strecke um jede Minute gekämpft, im Lager wurde an den Motorrädern gebastelt und verbessert, bis es zum Sieg reichte. Dabei helfen sich die Biker auch gern mal untereinander. Konkurrenz gibt es hier nur auf der Rennstrecke. "Zwischen zehn und 15 Runden müssen die Teilnehmer je nach Wertungsklasse fahren und dürfen nach Ablauf der ersten Runde jederzeit zum Schießen kommen. Die Waffen sind beim Fahren natürlich nicht dabei. Das wäre zu gefährlich, sollte ein Aktiver stürzen", erläuterte Harry Herzau.
Ein gutes Abschneiden in Coswig alleine bedeutete indes nicht das Ticket für die Deutsche Meisterschaft im Oktober. Um eine Startberechtigung zu erhalten, müssen die Sportler mindestens an vier der acht Läufe für die Landesmeisterschaft teilgenommen haben. Die einzelnen Platzierungen sind dabei zweitrangig.