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Motorboot-Sportler Motorboot-Sportler: Schulze vor dem Durchbruch

10.08.2001, 16:23

Dessau/MZ. - Beim Formel 1-Lauf in Stralsund stand in den Starterlisten der weltweit bedeutendsten Motorboot-Serie erstmals der Name: Frank Schulze. "Ich bin unheimlich glücklich, dass es geklappt hat", freut sich der 34-Jährige mit einigen Tagen Abstand. "Es ist schon sehr beeindruckend gewesen." Mit dem 14. Platz im Gepäck unter 26 angetretenen Fahren und einer Erkenntnis kehrte Schulze von seinem Gastspiel an der Ostsee zurück. "Ich bin zunächst erst einmal froh, dass ich die Ziellinie erreicht habe. Auf der anderen Seite ist mir aber auch klar geworden, dass in der Formel 1 auch nur mit Wasser gekocht wird."

Sicher, versichert Schulze, fahre man hier mit knapp 400 PS im Gegensatz zu den sonst in der Klasse O 500 erreichten 150. "Aber ich glaube, mit den entsprechenden finanziellen Mitteln könnten auch wir so etwas selbst auf die Beine stellen." Wie als Bestätigung nicken seine Mechaniker an dieser Stelle, denn auch sie wissen: es war ein langer Weg für Schulze bis in die Formel 1. Bereits zehn Jahre ist es her, dass Schulze lose Kontakte zum damaligen einzigen deutschen Starter in der Königsklasse, Michael Werner (Köln), knüpfte. Drei, vier Jahre lang war Schulze dann sogar in seinem Mechaniker-Team, begleitete Werner rund um den Erdball zu Formel 1-Rennen. "Irgendwann sollte ich dann einmal selbst ins Cockpit wechseln, doch das zerschlug sich", erinnert sich Schulze.

Erst im Oktober letzten Jahres sprach ihn der Veranstalter des Rennens in Stralsund an. Dieser wollte unbedingt dem Publikum einen deutschen Fahrer präsentieren, die Wahl fiel nicht zuletzt aufgrund seiner vielen Erfolge auf Schulze. Die Vorfreude stieg in Roßlau, doch Mitte Juli war sie beendet. Probleme bei der Finanzierung. Aber erneut half Schulze sein guter Ruf. Ein russisches Team quartierte sich ab Mitte Juli in seiner Werkstatt in Roßlau ein und knüpfte die Kontakte zum lettischen "Vivid-Team". Einer deren Fahrer war für das Rennen gesperrt, der Weg für Schulze wieder frei. In der Hansestadt und bei den dortigen Läufen fühlte sich Schulze schnell heimisch. "Ich bin da gut aufgenommen worden", meint Schulze.

Angst oder Aufregung vor der neuen großen Herausforderung - keine Spur davon bei Schulze. "Es hat mich ja selbst gewundert, aber ich hatte beim Start nicht mehr Herzklopfen als sonst." Mit einer für Newcomer üblichen Zwei-Liter-Maschine und der Maßgabe, sich außen zu halten, überstand Schulze das Rennen, das ihm konditionell alles abverlangte. Nicht wie gewohnt drei bis vier Läufe über einige Minuten - in der Formel 1 wird nur ein Lauf ausgetragen, und der über eine Stunde. Schulze hielt durch, und sein Team zollte ihm Respekt, der allgemeine Tenor hieß: der einzige deutsche Fahrer des Feldes hat ein gutes Debüt gegeben. Und nun? "Es sind noch vier Läufe dieses Jahr, man muss abwarten, ob ich noch einmal fahren kann", hofft Schulze.

Mitte September wird er nach Wien fahren, mit seinem Team einen echten Kontrakt unterzeichnen. Der nächste Schritt auf dem Weg zum Profi? "Das ist natürlich mein Ziel", erklärt Schulze, "aber dafür benötige ich einfach mehr Sponsoren, vor allem nationale, die ich finden will." Denn obwohl ihm Starts, Reisen und Unterkunft bezahlt werden, verdienen kann er an der Formel 1 nichts. Und auch die Stadt Roßlau muss wohl beim Umgang mit ihrem Ehrenbürger umdenken. Noch immer hat Schulze Probleme, Trainingszeiten auf der Elbe zu bekommen.