Motocross Motocross: Zum dritten Mal zur Landesmeisterschaft gerast
HARZGERODE/MZ. - Meister mit der MZ
1978, vor 30 Jahren, startete der 1963 in Karl-Marx-Stadt Geborene erstmals auf einem Zweirad zu einem Geländerennen. Als Amateur wurde er zwei Jahre später bereits DDR-Meister - "natürlich noch mit einer MZ aus dem nahegelegenen Zschopau." Doch schon 1981 wechselte er nach Suhl, bekam nicht nur vom Werk eine Simson-Maschine, sondern machte zugleich sein Abitur in der Zweirad-Schmiede. Ab 1982 gehörte er zur Simsonsportabteilung und begann in der DDR-Nationalmannschaft für Geländesport eine aufstrebende Karriere bei Europa- und Weltmeisterschaften, bis er eine folgenschwere Entscheidung traf.
Drei Regale im Büro seiner im März 1995 gegründeten Kfz-Werkstatt im Harzgeröder Gewerbegebiet Augustenhöhe sind gefüllt mit Trophäen aus seiner Laufbahn. "Die Weltmeistertitel bei den Sixdays 1984 mit dem Silbervasen- sowie 1987 mit dem Trophy-Team waren meine größten Erfolge", sagt er selbst und verweist besonders auf die Exemplare in der untersten Reihe: "Heute gibt es ja für alles Pokale, aber damals waren das noch echte Raritäten."
Seine offene Art trug ihm einerseits die Funktion als Aktivensprecher ein, "doch die sachliche Kritik reichte, um sich bei den Oberen unbeliebt zu machen." Selbst die Erfolge für sein Land im Enduro schützten ihn nicht. "Als ich plötzlich die Einberufung zur Nationalen Volksarmee erhielt, war mir klar, dass ich auf der Abschussliste stand", erinnert er sich. Deshalb entschied er sich auf der Rückfahrt von einem EM-Lauf in Österreich im Frühjahr 1988 zur "Republikflucht", wie es im offiziellen DDR-Sprachgebrauch hieß.
Dank seines Bekanntheitsgrades und guter Freunde aus der Szene kam er schnell wieder unter. Er wurde unter anderem Cross-Instrukteur im ADAC-Junior-Team mit Pit Beier in seinem ersten Profijahr oder Betreuer beim Team Honda Sarholz.
Zugleich erweiterte er in verschiedenen Firmen sein Wissen in der Kfz-Technik, und das nicht nur bei Motorrädern. Das bildet die Grundlage für seine unabhängige Werkstatt mit drei Mitarbeitern, in der Fahrzeuge aller Art und Marken repariert werden.
Die Liebe war es, die den Sachsen 1994 in den Harz zog. Wenn Jens Thalmann von Sohn Walter spricht, der zwar auch schon mal mit seiner eigenen Crossmaschine über die Geländepiste rauschen darf, derzeit aber versucht, sich eher einen Namen als Skispringer zu erarbeiten, strahlt der ganze Stolz des Vaters aus den Augen. Doch auch selbst gehört der mehrfache Sieger des Oldie-Trophy-Wettbewerbs - "da treffen wir unsere Gegner aus alten Zeiten" - in seinem früheren Element nicht zum alten Eisen.
Kondition per Fahrrad
In diesem Jahr wurde er auf seiner 450er KTM zum dritten Mal hintereinander überlegener Moto-Cross-Landesmeister der Senioren von Sachsen-Anhalt. Der für das Hettstedter KTM-Team Böttcher fahrende Oldie, der jeden Morgen auf dem Fahrrad Kondition tankt, holte dabei 20 von 26 möglichen Laufsiegen und fünf weitere Podestplätze,
Nur einmal fiel er aus. Selbst mit frisch operierter Hand, "zum Glück geschah das gerade in der Sommerpause", fuhr er zum nächsten Meisterschaftslauf nach Apenburg: "Trotz der Schmerzen wollte ich wenigstens ein paar Wertungspunkte retten."
Doch am Ende wurden es wieder zwei Laufsiege - wie so oft, wenn der Ex-Weltmeister antritt. "Ohne die Unterstützung von Partnern, wie TÜV Nord, Brausstolz, Morada-Gruppe oder Metzler-Reifen, hätte ich das nicht geschafft", lobt Thalmann seine Helfer.