Motocross-WM in Teutschenthal Motocross-WM in Teutschenthal: Beirer als tragischer Held
Teutschenthal/MZ. - Kaiserwetter, Motocross der Extraklasse mit spektakulären Duellen und 30-Meter-Flugeinlagen - der mit 20 000 Zuschauern gefüllte Teutschenthaler "Talkessel" hat beim Großen Preis von Europa einmal mehr bewiesen, dass er aus dem Terminkalender der "Formel 1" des Cross-Sports nicht wegzudenken ist.
Für den unvermeidlichen Staub und ohrenbetäubenden Lärm, den die Zwei- und Viertaktmaschinen erzeugten, entschädigte die Fans vor allem die Show des Franzosen Mickael Pichon. Der amtierende Weltmeister setzte sich auf seiner Suzuki in der Grand Prix-Klasse (bis 450 Kubik) nach packenden Duellen mit dem Briten Gordon Crockard (Honda) durch und gewann auch das dritte Rennen der laufenden WM-Serie. "Wer den Titel will, muss mich schlagen", erklärte selbstbewusst der 27-jährige Südfranzose, der 5 000 Euro Siegprämie kassierte und nunmehr seit April 2002 unbezwungen ist.
In der Achtelliterklasse übernahm KTM-Fahrer Marc de Reuver (Niederlande) mit Platz eins vor dem nächsten Lauf im italienischen Montevarchi am 1. Juni die Führung im Gesamtklassement. Bei den 650ern zeigte Doppelstarter Joel Smets (Belgien / KTM) der Konkurrenz den Auspuff und verteidigte seine reine Punkteweste.
Pit Beirer, seit Jahren im "Kessel" der Quotenbringer, mimte diesmal ungewollt die Rolle des tragischen Helden. Da machte er trotz seiner vor zwei Wochen erlittenen Spaltung des rechten Daumens und deshalb vom Arzt eingesetzter Schraube seinem Spitznamen "Pitbull" alle Ehre. Er biss sich durch Training und Qualifikation der "Königsklasse", um seine vielen Anhänger hierzulande nicht zu enttäuschen. "Ich habe die Schmerzen bei jedem Sprung einfach ignoriert. Und dann das", war der vorjährige Dritte von Teutschenthal und in der WM sichtlich sauer, dass seine Werks-KTM nach zehn Runden mit einem Schaden an der Hinterrad-Aufhängung ihren Geist aufgegeben hatte. "Mein Saisonziel Platz drei ist gestorben." Seine Enttäuschung verbergen konnte auch Sebastian Paasch kaum. Der 23-jährige Fahrer des MSC Teutschenthal aus Prödel bei Magdeburg war am Sonnabend auf seiner 450er Honda um winzige sechs Hundertstel am Grand Prix-Startplatz vorbeigerattert. "In der letzten Runde bin ich einmal aus der Spur gerutscht. Das war's dann", so der Student, der am Sonntag ebenso zusehen musste wie Klubkamerad Stefan Ludwig.
Dafür blickte Achim Jahnke, der als Rennleiter die 140 Crosser aus 24 Nationen auf die Piste geschickt hatte, zufrieden drein. "Die Zuschauerzahl zeigt, dass sich unser Kampf um niedrigere Eintrittspreise und freien Zugang zum Fahrerlager rentiert hat", muss der gleichzeitig als Chef des MSC Teutschenthal fungierende Unternehmer wohl nicht wie im Vorjahr ein Finanzloch befürchten. Stattdessen wird die Motocross-WM künftig noch attraktiver. Jedenfalls kündigte der Weltverband für 2004 wieder je Klasse zwei Läufe an.