Mobiltelefone Mobiltelefone: Viele Handys sind heutzutage mehr als nur ein Telefon

München/Düsseldorf/dpa. - Telefonieren ist nur nochNebensache: Viele Handynutzer fotografieren mittlerweile mit ihrenMobiltelefonen oder laden Bilder und Musik aus dem Internet herunter.Die aktuellen Geräte der großen Hersteller sind fast alle mitFarbdisplays und integrierten oder ansteckbaren Kameras ausgestattet.«Im Jahr 2003 gab es einen Innovationssprung», sagt Anja Klein,Sprecherin des Unternehmensbereichs Mobiltelfone bei Siemens inMünchen. Auch für das Jahr 2004 kündigen die Handyentwicklertechnische Neuigkeiten an.
«Schon ab der Einsteigerklasse sind unsere Handys mit Farbdisplaysausgestattet und mit fast allen neuen Geräten kann man MMS - Kurznachrichten mit Bild und Ton - verschicken», sagt Klein. Auchwenn weltweit Kamera-Handys erst rund 15 Prozent ausmachten, seidiese Neuentwicklung ein großer technischer Sprung. «Handys mit denneuen Funktionen werden deshalb auch immer öfter einfach so gekauft,ohne dass der Vetrag des Kunden endet.» Marktforschungsergebnissezeigten außerdem, dass rund 60 Prozent der deutschen Handynutzerplanen, ein MMS-taugliches Handy oder ein Gerät mit Kamera zu kaufen.
«Zwar gibt es bei uns weiterhin Handys ohne Farbdisplay oderMMS-Dienste», sagt Marco Kreye, Produktmanager bei Nokia inDüsseldorf. Aber auch bei dem finnischen Handyhersteller wird dasfotografierende Mobiltelefon als der zur Zeit größte Trend gesehen.Neben Geräten mit integrierter Kamera ist auch die «Fun-Camera» imAngebot, die an sechs verschiedene Handys angeschlossen werden kann.Andere Geräte wie das Nokia 6220 könnten mit ihrer integriertenKamera auch Videos aufzeichnen.
Auch bei den Herstellern Sony Ericsson und Motorola sind dieGeräte bis auf die Einsteigermodelle mit Fotokameras und Farbdisplaysausgestattet. «Das Design des Modells Z600 ist völlig auf dieseDoppelfunktion ausgerichtet», sagt Sony Ericsson-Sprecherin MyriamHoffmann in Köln. So sehe die Rückseite des Gerätes aus wie eineDigitalkamera, und die wechselbaren Oberschalen seien daraufeingerichtet.
Die meisten Handybauer bieten neben den Einsteiger- undMittelklassemodellen auch Highend-Geräte mit zum Teil erheblichenzusätzlichen Funktionen an. Der US-amerikanische Handybauer Motorolamit Deutschlandsitz in Taunusstein (Hessen) hat zum Beispiel dasMPX200 im Programm. Das Gerät im Klapp-Design sei das erste Handyeines großen Herstellers, in dem Software von Microsoftvorinstalliert ist, sagt der Sprecher des Unternehmens Rej Husetovic.Genutzt werden können zum Beispiel die Programme Outlook, MediaPlayer und Internet Explorer.
In die Modelle 6600 und 3660 von Nokia können dagegen externeSpeicherkarten integriert werden. «Darauf lassen sich bis zu 1000Bilder speichern», sagt Produktmanager Kreye. Außerdem könnten Fotosbearbeitet, Videos aufgenommen, geschnitten und vertont werden.
Eher das junge Publikum ansprechen soll das Spielehandy N-Gage vonNokia. Das Gerät ist vor allem eine Spielekonsole, für die Nokia imJahr 2004 mindestens 50 neue Spiele auf den Markt bringen will.Außerdem kann mit dem N-Gage auch klassisch telefoniert werden,Spiele über das Internet und per Funkstandard Bluetooth mit anderenGeräten sind ebenfalls möglich.
Auch Siemens hat mit dem SX1 ein Highend-Gerät auf dem Markt, dasunterschiedliche Dienste miteinander kombiniert: Neben einereingebauten Kamera, einem Video- und Musikplayer und einerSpieleplattform verfügt das Modell laut Siemens auch über ehergeschäftlich nutzbare Programme wie einen Organizer und einabgleichbares Adressbuch.
Ein Ende der Entwicklung immer neuer Dienste für das Handy ist denHerstellern zufolge nicht in Sicht. Bei Motorola sei zum Beispiel fürdas Jahr 2004 eine neue «push-to-talk»-Funktion geplant. Mit einemKnopfdruck könnten damit einzelne Personen oder Gruppen angerufenwerden. «Derart neue Dienste werden oft belächelt, stellen sich dannaber als erfolgreich heraus», sagt Motorola-Sprecher Husetovic.
Nokia will im zweiten Quartal 2004 mit dem Nokia 7700 ein Handyals «Medienterminal» herausbringen. «Damit verschmilzt der Mobilfunk-mit dem Medienbereich», sagt Produktmanager Kreye. Das 7700 verfügeüber einen besonders großen Touchscreen mit rund 65 000 Farben. DieBedienung ist über einen Stift möglich, und das Gerät eignet sichKreye zufolge besonders gut zur Einwahl ins Internet. Video- undAudiodaten könnten auch im Streaming-Verfahren, also in Echtzeit, ausdem Internet abgerufen werden.
Siemens-Sprecherin Klein rechnet damit, dass sich in nächster Zeitheute noch spezielle Dienste wie das Video- und Audiostreaming nachund nach auf dem Massenmarkt durchsetzen. Statt großer neuertechnischer Entwicklungen erwartet sie außerdem eher Verbesserungender bestehenden Technik. «Es werden immer mehr Farben in den Displaysmöglich sein.» Sony-Sprecherin Hoffmann geht davon aus, dass sich vorallem die Pixelzahl der Handyfotos in Zukunft erhöhen wird und damitdie Qualität steigt.
Aus Sicht der Handyhersteller gehe es vor allem darum, durchhöhere Speicherkapazitäten die Voraussetzungen für neue Anwendungenzu schaffen, sagt Nokia-Produktmanager Kreye. «Wichtig sind auchoffene Standards, so dass mit Handys unterschiedlicher Hersteller inverschiedenen Netzen die neuen Dienste genutzt werden können.» Dannhänge es von der Kreativität der Netzbetreiber ab, was neben Fotos,Videos und Multimedia-Nachrichten noch möglich sein wird.Motorola-Sprecher Husetovic ist sich jedenfalls sicher: «Wir werdenin Zukunft Dienste haben, die wir heute noch gar nicht kennen.»