Mit viel Demut zum Leistungsträger
Hannover/mz. - Dass die Fußballer von Hannover 96 an den großen und kleinen Herausforderungen des Alltags nicht genug bekommen können, ist nach jeder Trainingseinheit zu beobachten. Kaum sind die Profis vom Trainingsplatz in den Lizenzspielertrakt der Arena eingebogen, ziehen Protagonisten wie Jan Schlaudraff die Schuhe aus und vergnügen sich bei einer Partie Fußball-Tennis auf einem winzigen Kunstrasenplatz in jenem Bereich, der bei Heimspielen als Interviewzone dient.
Wie gut die Stimmung ist, davon kann auch Christian Pander erzählen, denn wenn er beispielsweise auf der Massagebank liegt, kommt es schon mal vor, dass ein Kollege den Rock-Klassiker "Thunder-struck" von AC / DC einlegt. Eine Anspielung darauf, dass die 96-Fans damit ihren neuen Liebling ehren. Mögen die Restriktionen für Anhänger aus Hannover am heutigen Tag im Europa-League-Achtelfinale bei Standard Lüttich noch so groß sein, wird es sich die kleine Gruppe nicht nehmen lassen, die Melodie des Smash-Hits anzustimmen und statt "Thunder" eben "Pander" zu singen.
Es drückt die Wertschätzung für einen Spieler aus, den die Öffentlichkeit nach einer scheinbar unendlichen Leidenszeit fast schon vergessen hatte. Auf Schalke streikte einst die Bandscheibe, dann stand das Becken schief, später gaben Bänder und Sehnen nach. Als nach einer 19-monatigen Zwangspause wegen einem Totalschaden im linken Knie mal sein Körper mit einem Auto mit Ferrari-Motor im Golf-Chassis verglichen wurde, hat er nicht verständlicherweise widersprochen.
Doch das einst dauerverletzte Sorgenkind auf Schalke ist nun stabiler Leistungsträger in Hannover. "Es gibt keine besonderen Zaubertricks dafür", erklärt der 28-Jährige, "es hat viel damit zu tun, dass in Hannover beide Seiten einen Weg gehen wollten, mich wieder gesund auf den Platz zu bringen." Im königsblauen Umfeld habe es halt oft "Drucksituation" gegeben. Was also hat Hannover, was Schalke nicht hatte? "Geduld!"
Pander bekam in Hannover, keine Überraschung, zunächst einen leistungsbezogenen Vertrag. Der wurde inzwischen umgewandelt und läuft bis 2015. "Es ist bei 96 alles eine kleine Nummer kleiner als bei Schalke, aber nicht weniger professionell", sagt Pander.
Einer, der mehr Zeit in der Reha als auf dem Rasen verbrachte, hat Demut gelernt. "Ich bin oft aus der Reha mit ziemlich schlechter Laune nach Hause gefahren, wirklich mit null Bock im Gepäck." Und wenn es nicht mehr weiterging, sei es vorgekommen, "dass ich eine Woche gar nichts gemacht habe. Die Schattenseiten des Geschäfts erlebt zu haben, war eine schwierige, aber menschlich sehr wichtige Erfahrung."
Wie sehr es ihn geprägt hat, davon zeugt sein Tattoo mit dem Slogan "Never give up" - gib nie auf.
Kabel 1 überträgt heute um 19 Uhr Enschede gegen Schalke und im Anschluss ab 21.05 Uhr Lüttich gegen Hannover.