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Mit Prüfungsstress in die Selbstständigkeit

Von Theresa Pfeifer 10.08.2005, 16:18

Radis/MZ. - "Ich wollte der Arbeitslosigkeit entfliehen", erzählt der 44-Jährige, der das Maurerhandwerk von der Pike auf gelernt hat. Damals noch in der Filmfabrik Wolfen. Im Laufe seiner beruflichen Karriere hätte er viele Arbeitgeber gehabt, sei bei den meisten auch lange Zeit beschäftigt gewesen. Doch immer wieder habe er "aus betrieblichen Gründen" den Job verloren. Die Baubranche ist eben kein Zuckerschlecken mehr, gerade in den Wintermonaten herrscht Saure-Gurken-Zeit. "Das ewige Hin und Her hatte ich irgendwann satt", sagt Möbius. Die Möglichkeit, auf Montage zu gehen, schlug er aus. Die Familie, das Grundstück, die Tiere - alles Gründe, um in Radis zu bleiben und eine andere Lösung zu finden: die Selbstständigkeit.

Doch so einfach wie gedacht verlief der Prozess bis zur Firmengründung nicht. "Ich habe keinen Meister und musste erst eine Sach- und Fachprüfung ablegen, damit ich selbstständig als Maurer arbeiten darf", berichtet der Jungunternehmer.

Das sei zwar harte Lernarbeit gewesen, doch am Ende war es geschafft. Nicht zuletzt auch dank der Unterstützung, die Bernd Möbius erfahren hat. Zum einen sei es die Familie gewesen, die ihm den Rücken gestärkt hat. Zum anderen hätten sowohl das Arbeitsamt als auch die Handwerkskammer sein Vorhaben gefördert. "Ich konnte hinkommen, wo ich wollte. Immer wurde ich freundlich empfangen", denkt er an den Ämter-Marathon zurück.

Die Prüfung war geschafft, die bürokratischen Hürden genommen. Und während dessen ging die Arbeit auf dem Bau ganz offiziell schon seinen Gang. Vor allem in der Umgebung und häufig gleich im Heimatort hat der Radiser zu tun, putzt hier eine Fassade, fliest dort ein Badezimmer. "Im Moment bin ich recht zufrieden", meint Möbius, betont aber sofort: "Das kann im nächsten Jahr schon ganz anders aussehen." Drum würde er mit beiden Beinen fest auf dem Boden bleiben und seine Selbstständigkeit als "Versuch" sehen. "Später kann ich mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht wenigstens probiert", bekennt er. Außerdem könne man nicht immer nur jammern.

Bernd Möbius ist optimistisch, wenngleich er weiß, dass Unternehmensgründung auch heißt, Opfer zu bringen. So zeigt er auf den für die Firma angeschafften großen Pkw-Anhänger und sagt: "Das ist jetzt mein Pferd." Für die Anschaffung nämlich verkaufte Möbius seinen Hengst und stellte sein langjähriges Hobby, das Reiten, erst einmal in den Hintergrund. Damit könne er gut leben, so lange das Geschäft läuft und so lange der Job Spaß macht. Sich um letzteres zu sorgen, scheint unnötig. "Ich mache meine Arbeit gern", kann Möbius behaupten. Schon als Kind wollte er Maurer werden.