Mit dem Rad unterwegs Mit dem Rad unterwegs: Neue Fernradwege in Europa
Frankfurt/Main/Bremen/dpa. - Im Urlaub entspannt am Strandliegen - das ist nicht jedermanns Sache. Viele werden lieber aktivund erkunden beispielsweise Deutschland mit dem Rad. Zunehmend werdenaber auch grenzüberschreitende Routen für die Radwandererinteressant. Sogar Süd- und Osteuropa, wo der Fahrradurlaub bisherauf weniger Interesse stieß, sollen in den kommenden Jahren aneuropaweite Fernradwege angebunden werden.
International kann der Gesundheitstourismus - und dazu gehört auchder Fahrradurlaub - laut Experten in jüngster Zeit eine starkeNachfrage verzeichnen. «Urlauber wollen das aktive Element immer mehrbetonen», sagt Beate Kilian von der Deutschen Zentrale für Tourismusin Frankfurt. Dass Fahrradurlauber dabei auch die Grenzen des eigenenLandes überschreiten möchten, ist verständlich. Bisher gibt esallerdings erst wenige dieser grenzüberschreitenden Radwanderwege.
Als erste europäische Route wird Anfang Oktober der Radweg«EuroVelo 6» einheitlich ausgeschildert. Am 8. Oktober soll der Wegin Tuttlingen (Baden-Württemberg) offiziell eröffnet werden. In denJahren darauf sollen elf weitere Wege folgen, bis schließlich jedesLand Europas in das insgesamt 65 000 Kilometer umfassende europäischeRadwegenetz integriert ist.
Bis dieses Ziel allerdings verwirklicht ist, werden noch einigeJahre verstreichen. «Bisher ist es eine Vision», sagt WolfgangRichter vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) in Bremen. DieUmsetzung des europäischen Radfernroutennetzes «EuroVelo» habe zwarbegonnen, mit Fortschritten sei aber erst nach und nach zu rechnen.
In Mittel-, Nord- und Westeuropa sei das Projekt schneller auf denWeg zu bringen als in Süd- oder Osteuropa. «Dort gibt es bisher oftnoch kein Radkartenmaterial - oder Strecken sind noch gar nichtvorhanden», erklärt Richter. In anderen Ländern wie etwa inDeutschland müssten hingegen bestehende Routen nur durch die«EuroVelo»-Schilder vervollständigt werden.
Die neue Route «EuroVelo 6», die mit einheitlichen, blauenSchildern ausgezeichnet wird, zieht sich über etwa 3600 Kilometer undführt die Radreisenden durch zehn Länder. Angefangen von Nantes ander französischen Atlantikküste führt die so genannte Route derFlüsse entlang von Loire, Rhein und Donau und endet schließlich inConstanta am Schwarzen Meer in Rumänien, erläutert die deutscheVertretung des Radweges «EuroVelo 6» in Karlsruhe.
Eine andere Route, die bereits komplett befahrbar ist, ist derRadweg «EuroVelo 12». Zur Zeit ist dieser Weg jedoch eher unter demNamen «North Sea Cycle Route» bekannt. «Mit dem EuroVelo-Logo ist dieRoute zwar noch nicht ausgezeichnet, eine einheitliche Beschilderunghat sie trotzdem», erläutert Wolfgang Richter.
Dieser Fernradwanderweg reicht einmal rund um die Nordsee. VonHamburg führt er bis an die Nordspitze Dänemarks. Von dort geht esmit dem Schiff nach Norwegen und dann per Rad weiter entlang derKüste bis nach Bergen. Auf dem Seeweg führt die Route dann in denNorden Schottlands und von dort aus entlang der britischenNordseeküste. Nach einer erneuten Schiffsüberfahrt können dieRadwanderer ihre Strecke dann an der niederländischen Küstefortsetzen, bis sie schließlich wieder Hamburg erreichen - alles inallem fast 6000 Kilometer.
Dass Radreisende diese oder andere «EuroVelo»-Routen komplettabfahren, wird jedoch allein schon aufgrund des Zeitaufwandes eineAusnahme bleiben. «Diese Wege werden wohl eher abschnittsweisebefahren werden», sagt Richter. Doch die Chance, grenzüberschreitendeWege zu nutzen, werden seiner Ansicht nach viele Radtouristenwahrnehmen - und so ganz automatisch den europäischen Gedankenvorantreiben.