MDR-Dokumentation MDR-Dokumentation: Wahre Geschichte der Glatzkopfbande
Halle/MZ. - Die jungen Leute werden zu insgesamt 21 Jahren Zuchthaus verurteilt. 1963 dann beschreibt der Defa-Spielfilm "Die Glatzkopfbande" - ein für DDR-Verhältnisse spannender und erfolgreicher Krimi - wie die Staatsmacht gegen eine "Bande von Rowdys" vorgeht. Filmautor Lothar Creutz hatte seinen "Helden" einige erfundene Missetaten ins Drehbuch geschrieben: zum Beispiel, dass "die Bande" sich gut kannte, vor dem Ostseetrip auf Baustellen gepfuscht hatte. Oder dass der Chef der Bande ein Ex-Fremdenlegionär war.
1967 allerdings wird der Film stillschweigend aus dem Verleihprogramm genommen: Zu viele Kinobesucher spürten Sympathie mit den halbstarken Filmhelden, ahmten das Auftreten der jungen Männer in Jeans, Lederjacken und auf Motorrädern nach. Noch heute ist die "Glatzkopfbande" ein Begriff. Aber war sie vielleicht nur eine Erfindung der Machthaber und der Filmemacher? Was stimmt an den offiziellen Verlautbarungen über die berühmteste "Rowdy-Bande" der DDR, was wurde erfunden, manipuliert oder verdreht?
Der Film "Revolte am Ostseestrand" um 22.05 Uhr im MDR rekonstruiert die Geschehnisse von damals. Er beschreibt, in welch aufgeladener Atmosphäre in der Zeit des Mauerbaus Recht gesprochen wurde. Dokumentarist Jürgen Ast: "Unser Film soll zeigen, wie Feindbilder gemacht werden." Einstmals als "gewissenlose Gangster" gebrandmarkt, sind die Verurteilten heute alle rehabilitiert. Erstmals erzählen sie vor der Kamera von den Tagen an der Ostsee, von Verhören, Prozessen, dem schweren Leben hinter Gittern und der Zeit danach. Zu Wort kommen auch Volkspolizisten, Richter und Schauspieler. Die Mauer forderte viele Justizopfer. Zu den ersten unter ihnen gehörten jene elf Jugendliche, die als Mitglieder der "Glatzkopfbande" verurteilt wurden und noch Jahrzehnte nach ihrer Haftentlassung an dieser inszenierten Kriminalisierung litten.