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Mainau Mainau: Blumenparadies am Bodensee

Von Frank van Bebber 23.08.2007, 19:59

Halle/MZ. - Dabei schneit es auch auf der Mainau. Doch schon im Frühjahr sprießen Millionen Blumenzwiebeln. Später stehen Orangenbäumchen vor dem Barockschloss der gräflichen Familie Bernadotte. Und die Besucher sitzen auf der 45 Hektar großen Insel unter Palmen und Mammutbäumen. "Etwas muss hier immer blühen", sagt Gaudermann. Schließlich lockt die Mainau ihre gut eine Million Besucher im Jahr mit dem Namen "Blumeninsel".

Die Besucher nähern sich der Blütenpracht per Schiff oder vom Festland-Parkplatz aus über eine Brücke. "Als Gärtner kann man hier aus dem Vollen schöpfen", freut sich Gaudermann. Er flitzt mit einem Elektrowägelchen über die Insel nahe Konstanz. Nie sieht die Mainau gleich aus. Jedes Jahr werden andere Muster und Blüten in hunderte Beete gepflanzt. Gaudermann arbeitet häufig im Rosengarten mit 500 Sorten. Manche tragen prominente Namen. TV-Moderatorin Nina Ruge benannte eine Neuzüchtung nach sich, Sänger Udo Jürgens taufte eine Rose "Mérci Cheri". Zuletzt beträufelte Bettina Gräfin Bernadotte eine neue Sorte mit Bodenseewasser. Nun blüht eine "Gräfin Bettina".

Für die 33-jährige Gräfin Bettina ist es allerdings ein harter Job, auch die Geschäfte zum Blühen zu bringen. Anfang 2007 übernahm die Tourismus-Betriebswirtin die Leitung der Mainau GmbH von ihrer Mutter Sonja Gräfin Bernadotte, die 25 Jahre an der Spitze stand. In die Ära der Mutter fallen viele Neuerungen: Die Besucher können durch ein tropisches Schmetterlingshaus schlendern und Falter beobachten. Neben dem Schloss entstand ein gläsernes Palmenhaus. In ihm kreischen die Papageien, während die Gäste im Café sitzen. Hier lockt im Frühjahr auch die Orchideenschau. Doch zugleich halbierte sich seit Anfang der 90er Jahre die Zahl der Besucher. In Zeiten von Billigfliegern tut sich die Mainau so schwer wie der gesamte Tourismus am Bodensee.

Einer Versuchung widerstand die Familie: Achterbahnen und schrille Attraktionen gibt es nicht, dafür einen neuen Wasserspielplatz mit Holzgeräten und Wäschetrockner. Ein Viertel der Insel steht seit 2003 unter Denkmalschutz. Gräfin Sonja spricht von einem Stück heiler Welt. Tochter Bettina lädt die Besucher ein, sich zu entspannen. Solch ungestörte Momente finden sich oft morgens und abends, wenn die Insel eigentlich nur den Gärtnern gehört.

Die Gräfinnen folgen dem Leitspruch des Begründers der Insel in ihrer touristischen Form, dem 2004 im Alter von 95 Jahren gestorbenen Lennart Graf Bernadotte: "Gärtnern um des Menschen willen." Er übernahm die Mainau 1932, holte erste exotische Pflanzen auf die Insel.

Als Graf Lennart ankam, konnte er vor Grün nicht aus den Fenstern schauen. Später öffnete er die Insel und machte sie zur bekanntesten Tourismusattraktion am See. Die gräfliche Familie ist bis heute Teil der Faszination Mainau. Oft zeigen sich Gräfin Sonja und ihre fünf erwachsenen Kinder. Die jüngste Tochter, Gräfin Diana, ist Hutmacherin mit Atelier im Schloss. Stellt sie eine Kollektion vor, spaziert die Familie über den Laufsteg. Die Insel hat ein Flair, das im Jahr mehr als 100 Hochzeitspaare zur standesamtlichen oder kirchlichen Trauung auf die Mainau lockt.

Im Kontrast zum Adelsglamour steht das Umweltengagement. 1961 wurde auf der Mainau die "Grüne Charta" beschlossen, ein zeitloses Manifest für nachhaltiges Wirtschaften. Inzwischen klärt ein preisgekrönter Info-Parcours über betrieblichen Umweltschutz auf. Als erster Botanischer Garten erhielt die Mainau ein EU-Öko-Zertifikat. Doch vor allem interessieren sich Besucher für praktische Tipps. Gärtner Gaudermann weiß: "Viele wollen mit einem Mainau-Fachmann reden." Und so bringt er früh morgens mit seinen Händen die Mainau zum Blühen und am Nachmittag mit seinen Ratschlägen auch die heimischen Gärten und Balkone vieler Besucher.

Die Insel Mainau ist ganzjährig geöffnet. Die Saison (das so genannte Blumenjahr) läuft von Mitte März bis Ende Oktober. Während der Saison ist der Besuch täglich von 7 bis 20 Uhr möglich. Der Eintritt kostet für Erwachsene 12,90 Euro, für Kinder bis 15 Jahre 4,50 Euro, für Schüler 6,50 Euro.

Weitere Informationen gibt es unter Tel. 07531 / 30 30

Blumeninsel im Internet unter der unten angegebenen Adresse.