Lettland Lettland: Herausgeputzt nach Jahren des Verfalls
Riga/gms. - Restaurants servieren von armenischer und französischer Küche biszu indischen, ukrainischen und vietnamesischen Leckerbissen alleSpezialitäten dieser Welt. Da rangiert die einzige deutscheRestaurant-Bar «Jever Bistro» - das erste in Riga nach der Öffnungdes Eisernen Vorhangs - schon lange nicht mehr auf Platz Eins. Derregelmäßig erscheinende Reiseführer «Riga in your pocket - Theultimate City Guide» führt sie alle auf und nennt Durchschnittspreisefür die jeweiligen Menüs.
Es mangelt nicht an Fastfood-Läden und Schnellimbissen, nicht anInternet-Cafés, es fehlen weder Bars noch Musik- und Nachtclubs. Rigaist weltoffen geworden, und auch das Visum gehört der Vergangenheitan - ein Reisepass mit zweimonatiger Gültigkeit nach Reiseende genügtfür einen Besuch der lettischen Hauptstadt. Zwar begegnen demBesucher auch die Schattenseiten des Booms: Die Armut ist vielerortsnoch sichtbar, und Touristen wird empfohlen, auf ihre Wertsachen Achtzu geben. Doch das gehört schließlich in vielen Metropolen zumAlltag.
Eine Verhaltensregel sollten Riga-Besucher allerdings besondersbeherzigen: Niemals den zwei Wache stehenden Soldaten vor der «Milda»Grimassen zu schneiden oder sie in irgendeiner Weise zu verwirren.Denn die historische Freiheitsstatue ist den 900 000 Einwohnernheilig. Seit 1935 reckt «Milda» in 42 Meter Höhe einen Sternenkranzgen Himmel, der die drei ehemaligen lettischen Provinzensymbolisiert: Kurland, Livland und Lettgallen.
1201 als deutsche Stadt von dem bremischen Bischof Albertgegründet, ist Riga seit 1985 auch Partnerstadt Bremens. Für dasJubiläum ist sie gerüstet und kann ihre Gäste in elegant-historischemAmbiente oder modernem Design empfangen. Drei Hotels sind gar mitfünf Sternen ausgezeichnet.
Zu den Höhepunkten gehört etwa das «Offizielle Stadtjubiläum» vom17. bis zum 19. August, wenn Verdis Oper «Aida» aufgeführt wird,Musik von den Kirchtürmen erklingt und die für diesen Anlass kreierteInszenierung «Ton und Licht» mit großem Feuerwerk über dem Fluss Dünavonstatten geht. Ein Opernfestival vom 7. bis 17. Juni huldigtRichard Wagner, der sich in Riga zu seiner Oper «Rienzi» inspirierenließ, bringt aber auch Mozarts «Zauberflöte», Rossinis «Barbier vonSevilla» und Verdis «Requiem» zur Aufführung.
Die Stadt selbst quillt über von Baudenkmälern des Mittelaltersbis zu denen des Jugendstils Anfang des 20. Jahrhunderts, rund 800 ander Zahl, deren Fassaden mit gewaltigen Ornamenten, Tierfiguren undmenschlichen Gesichtern herrschaftliche Erhabenheit ausstrahlen. Dermonumentale Backstein-Dom mit dem 90 Meter hohen viereckigenGlockenturm geht auf das Jahr 1211 zurück. Nur der im ZweitenWeltkrieg zerstörte und später wieder errichtete schlanke Turm derPetrikirche ist mit seinen 137 Metern höher und gilt als WahrzeichenRigas.
Der Grundstein zum Schloss wurde 1330 gelegt. Es beherbergt heutedas Geschichtsmuseum und das Museum für ausländische Kunst mitbedeutenden Werken flämischer und deutscher Meister. Der Park wurdezum Skulpturengarten, von den ursprünglich 24 Festungstürmen hat nurder Pulverturm die Zeiten überdauert.
Stolze Bürgerhäuser wie die «Drei Brüder» schmücken den Domplatz.Die Nummer 17 mit dem gotischen Stufengiebel ist zugleich das ältesteWohnhaus Rigas. Zwei Gildenhäuser erinnern an die Zeit, als RigaHansestadt war. Originell ist das «Katzenhaus»: Aus Verdruss darüber,dass er nicht in die Gilde aufgenommen wurde, ließ ein Kaufmann jeeine Katze auf zwei Türmchen seines Hauses setzen, deren Hinterteileder Gilde zugewandt waren. Als der Streit beigelegt war, wurden dieKater umgedreht. Herausgeputzt sind auch 24 Speicherhäuser.
Informationen: Baltisches Informations- und Tourismusbüro,Salzmannstraße 152, 48159 Münster (Tel.: 0251/215 07 42, Fax: 0251/215 07 43.