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Leichtathletik-WM Leichtathletik-WM: Ariane Friedrich lässt die Muskeln spielen

Von Ulrike John 26.05.2009, 15:47

Frankfurt/Main/dpa. - : Dreimal 120 Kilo für die WMEndlos-Beine, kaum Hintern und Hüfte, eineStreichholz-Figur im Vergleich zu den gewaltigen Werferinnen: Sowirkt Weltklasse-Hochspringerin Ariane Friedrich, wenn sie über dieLatte floppt. Doch im Kraftraum ist die 25-Jährige nicht wieder zuerkennen. Da zieht die Hallen-Europameisterin schwarze Handschuhe undHeberschuhe mit Carbonsohlen an und lässt die Muskeln spielen. Siestemmt Gewichte, als wolle sie Olympiasieger Matthias SteinerKonkurrenz machen. Schwitzen für die Leichtathletik-WM im August inBerlin. «Manchmal gehe ich in Gedanken den Tag des Finales durch. Ichversuche, mir die ganzen Leute im vollen Olympiastadion vorzustellen.Ich freue mich wahnsinnig drauf», sagt Ariane Friedrich in einemGespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa.

Es verwundert schon, dass bei der Vorbereitung im Training niehochgesprungen wird. In lässigen Cargohosen, die Sonnenbrille insblondierte Haar geschoben und die Sporttasche geschultert, soschlendert Ariane Friedrich auf die Werferhalle in Frankfurt-Niederrad zu. Sie trägt einen großen Plastikbecher vor sich her: Caféfrappé mit Karamellsoße. «Überraschung», sagt sie grinsend und drücktihn Günter Eisinger in die Hand. «Ist doch dein Lieblingsgetränk.»

Der Gymnasiallehrer ist ihr Trainer - seit über acht Jahren. Vorzweieinhalb Jahren musste er seinem Schützling Saures geben:Krisensitzung. 30 Punkte hatte Eisinger aufgeschrieben, die ihm anihrer Einstellung und Lebenswandel nicht passten. «Ariane kanntedamals praktisch jede Disco in Frankfurt», erzählt er. «Als ich siedas erste Mal in ein Trainingslager mitgenommen habe, meinten einige:Was willst du denn mit der? Ihr werdet euch noch wundern, habe ichgesagt, das wird mal 'ne ganz Große.»

In diesem Winter war Ariane jedenfalls die Größte auf derHochsprung-Matte: Sie überflog 2,05 Meter, und bei der Hallen-EM inTurin bezwang sie ihre große Rivalin, die kroatische WeltmeisterinBlanka Vlasic. Eine Genugtuung. Bei den Olympischen Spielen in Pekingwar sie wegen muskulärer Probleme nur auf dem siebten Platz gelandetund hatte sich mit ihrer Erklärung («Der Po-Muskel hat zugemacht»)viel Spott eingehandelt.

Jetzt fiebert sie der WM entgegen und ist lockerer geworden. «Ichfreue mich auf jeden Wettkampf. Ich will gut springen und Spaß haben.Das ist im letzten Jahr ein bisschen zu kurz gekommen. An Olympiageht man viel krampfiger ran.» Freude scheint sie sogar an derSchinderei im Kraftraum zu haben: Dreimal Kniebeugen mit 120 Kilo,dreimal Reißen mit 52 1/2 Kilo, dreimal Umsetzen mit 72 Kilo. Erstganz am Schluss zittern ihre Armmuskeln leicht. «Auf diese Kraftwertebin ich wirklich stolz, weil ich sie mir erarbeitet habe.»

Als Ariane Friedrich ihre Siebensachen einpackt, hängt ihrTrainer, der auch ihr Manager ist, am Handy. «Er hat auch HeikeHenkel gemanagt, da fühle ich mich sehr gut aufgehoben.» Heute, sagtEisinger, sei die Hochspringerin «unglaublich gut organisiert, daswäre in ihrer Flippi-Zeit nicht möglich gewesen.» An diesem Vormittagwar Friedrich angehende Kommissarin an der Polizei-FachhochschuleWiesbaden, am Nachmittag Hochspringerin. Jetzt ist Feierabend: Abnach Hause zu ihrem Freund, dem polnischen Schwimmer Lukasz Woijt -und zu Paule und Lilly, den geliebten Katzen.