Leichtathletik Leichtathletik: Witwe Stefanie Herms vom DLV enttäuscht

Dresden/dpa. - In einem Interview der«Sächsischen Zeitung» (Montagausgabe) beklagte Stefanie Herms vorallem die mangelnde Unterstützung durch den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) in schwierigen Zeiten. «So lange René gut gerannt ist,da war er der tolle Sportler. Als er aber in Schwierigkeiten steckte,mit Problemen zu kämpfen hatte und Hilfe gebraucht hätte, da wurdeihm der Rücken gekehrt», sagte die 24 Jahre alte Physiotherapeutin.
DLV-Präsident Clemens Prokop habe zwar ein Kondolenzschreibengeschickt, «ansonsten habe ich vom Verband noch nichts gehört»,meinte Stefanie Herms, die in einem Fitness-Studio in Hannoverarbeitet. Dabei hätte ihr Mann «nur etwas Unterstützung gebraucht:Für Trainingslager, für richtige Rennen. Wenn er reden wollte, warkeiner da. Zuletzt flog René sogar aus dem B-Kader.» Der mehrfachedeutsche Meister habe in den letzten zwei Jahren - ohne WM (2007) undOlympia-Nominierung (2008) - praktisch «fast alles verloren, was ihmein problemloses Training ermöglicht hätte».
Die meisten Kondolenzbekundungen nehme sie als ehrliche Meinungen.«Mir kommen immer wieder die Tränen», gab Stefanie Herms zu. «Warummuss einer erst sterben, damit sein Wert gesehen wird?», hätte ihrMann angesichts der vielen herzlichen und tröstenden Worte gefragt.Leider gebe es aber auch «einige heuchlerische Kommentare von Leuten,die sich profilieren wollen».
Als die großen sportlichen Erfolge ausblieben, sei auch diefinanzielle Situation immer kritischer geworden, verriet StefanieHerms. «Wir sind wegen der Miete sogar von Pirna nach Lohmen gezogen,da kamen wir 200 Euro günstiger. René standen im Grunde zuletzt rund500 Euro im Monat vom Verband zur Verfügung», sagte die Witwe. IhrMann habe sich deshalb Geld geliehen, einen Kredit aufgenommen, umdie Rechnungen zu bezahlen. «Ich weiß jetzt noch nicht, wie hoch dieSchulden sind.»
«Zuletzt blieben ja auch die Prämien vom Ausrüster aus, dieleistungsbezogen waren oder für die René hätte deutscher Meisterwerden müssen», sagte Stefanie Herms in dem Interview der«Sächsischen Zeitung». Ihr Mann hatte schon angefangen, «Sachen vonsich im Internet zu verkaufen».
Mit dem Obduktionsergebnis ist «gegen Ende dieser Woche» zurechnen. Dies sagte der Dresdner Oberstaatsanwalt Christian Avenariusam Montag der Deutschen Presse-Agentur dpa. «Die feingeweblichenUntersuchungen gehören zum Programm einer jeden Obduktion. Das dauertetwas länger», erklärte der Jurist. Der Leichnam, der am 10. Januarin Lohmen gefunden wurde, war am vergangenen Freitag obduziertworden. René Herms wurde nur 26 Jahre alt. «Er bekommt eine würdigeBestattung am 26. Januar in Pirna. Das ist er uns wert, selbst wennwir Kredite aufnehmen müssen», kündigte Stefanie Herms an.