Leichtathletik Leichtathletik: Karin Ertl erreicht WM-Norm beim Mehrkampf

Ratingen/dpa. - Happyend für Siebenkämpferin Karin Ertl und großeSorgen um den deutschen Zehnkampf: Beim Mehrkampf-Meeting am Sonntagin Ratingen konnte nur der Berliner André Niklaus mit seinem Sieg und8193 Punkten seine Tauglichkeit für die Weltmeisterschaft AnfangAugust in Helsinki unter Beweis stellen. Der 21-jährige U-23-Europameister von 2001 und 2003 hat sich als einziger deutscherZehnkämpfer einen WM-Startplatz gesichert. Das Ticket nach Finnlandlöste auch die zehn Jahre ältere Karin Ertl (Fürth/München), die mit6163 Punkten die WM-Norm um 63 Zähler übertraf und hinter derAustralierin Kylie Wheeler (6231) Zweite vor Claudia Tonn(Paderborn/6054) wurde.
«Der Zehnkampf ist ein Sorgenkind. Da werden wir uns etwasüberlegen müssen», sagte der leitende Bundestrainer Jürgen Mallow.Tatsächlich markierte Ratingen einen weiteren Tiefpunkt dieser einstglanzvollen Disziplin. Abgesehen von Niklaus, der zum zweiten Mal mitpersönlicher Bestleistung die WM-Norm übertraf und im Stabhochsprungvor allem mit 5,30 Metern glänzte, wurde kaum Hoffnung für dieZukunft geweckt. Pech hatte aber Dennis Leyckes (Uerdingen/Dormagen),der den WM-Richtwert (8050) zumindest im Visier hatte: DerVorjahressieger knickte beim Speerwurf, der vorletzten Disziplin, umund zog sich nach erster Diagnose einen Bänderriss zu.
«Mit einer relativen Murks-Vorbereitung bin ich gut durchgekommen.Dies hatte ich vorher nicht gedacht», sagte Karin Ertl. Die Olympia-Siebte von 2000 bestritt nach einer Meniskusoperation den erstenSiebenkampf der Saison. Fest steht, dass sie zusammen mit SonjaKesselschläger (Neubrandenburg), die vorzeitig verletzt ausschied,zur WM fahren wird. «Über den dritten Startplatz entscheiden wir nachder U-23-EM in Leipzig Mitte Juli», sagte Siebenkampf-BundestrainerKlaus Baarck. Kandidatinnen sind dafür Christine Schulz (Leverkusen)und Lilli Schwarzkopf (Paderborn).
Unter keinem glücklichen Stern standen die Auftritte der beidenbesten deutschen Siebenkämpferinnen Sonja Kesselschläger undChristine Schulz, die beide mit Sitzbein-Verletzungen passen mussten.«Ich kann joggen und gehen, aber beim Dehnen der Beine tut es ganzschön weh», sagte die Olympia-Sechste Kesselschläger, «die Ärztehaben mir mit Blick auf die WM geraten, nichts zu riskieren». Siehatte wie Aufsteigerin Schulz die WM-Norm bereits zuvor übertroffen.
Für neue Impulse im darbenden deutschen Zehnkampf soll der inRatingen gegründete «Club der 8000er» sorgen. «Wir wollen bei der WM2009 in Berlin wieder eine Medaille gewinnen», sagte der WM-Drittevon 1993, Paul Meier. Auf seine Initiative waren einstige Idole desZehnkampfes wie Willi Holdorf, Olympiasieger von 1964, der Ex-Weltrekordler Kurt Bendlin oder der Olympia-Zweite von 1996, FrankBusemann, zur Gründungsversammlung gekommen. «Allein wird uns derClub nicht retten, aber es sind tolle Typen, die mit Feuer undHerzblut dabei sind und uns weiterbringen können», sagte Meier.