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Leichtathletik Leichtathletik: Heike Drechsler verschenkt ihre Spikes

Von Ulrike John 12.07.2004, 15:58

Braunschweig/dpa. - Der Absprung steht längst fest, doch HeikeDrechsler kann kaum loslassen von ihrem Sport. «Es fällt mir schwer,vom Abschied zu sprechen. Ich bin schlecht vorbereitet», sagte diezweimalige Weitsprung-Olympiasiegerin nach ihrem kurzen Auftritt amSonntagabend bei den deutschen Leichtathletik-Meisterschaften inBraunschweig. Sie biss sich auf die Lippen und meinte: «Ich weineimmer im Stillen.» Der bewegende Abschied, den das Publikum dererfolgreichsten deutschen Leichtathletin bereitete, ging ihrsichtlich an die Nieren.

Die Kritik, dass sie jetzt mit 39 Jahren zu spät aufhöre, kannHeike Drechsler nicht mehr hören. «Begraben lasse ich mich nicht inder Grube», entgegnete sie. Beim Publikum genießt die zweimaligeWelt- und viermalige Europameisterin immer noch größte Popularität.Als Heike Drechsler vor dem Wettkampf vorgestellt wurde, erhoben sichdie Zuschauer von ihren Plätzen und klatschten ehrfurchtsvoll. Dastiegen der erfolgreichsten deutschen Leichtathletin schon die Tränenin die Augen und sie rannte wie wild zum Aufwärmen, als könne sie derZukunft davonlaufen.

«Das war Gänsehaut pur. Da kamen sehr viele Emotionen hoch», sagteHeike Drechsler später. Bereits nach dem ersten Sprung war allesvorbei. Nur 6,21 m und eine Oberschenkelzerrung. «Das ist schon sehr,sehr traurig für mich, dass es hier so endet.» Der Star zog seineTurnschuhe an und verschwand durch einen Nebenausgang, um sichbehandeln zu lassen. Später kehrte Heike Drechsler zurück, bedanktesich bei den Zuschauern und verschenkte ihr Spikes. Sie lasse sichihr spätes Karriereende nicht schlecht reden, betonte sie: «Ich habeden Absprung nicht verpasst.»

Ihre letzte Saison, in der sie mit einer bisherigen Bestleistungvon 6,39 m deutlich an der Qualifikationsweite für Athen (6,70)scheiterte, bewertete sie jedoch selbstkritisch: «Olympia ist weitweg von dem, was ich gebracht habe.»

Zu Hause in Karlsruhe, wo Heike Drechsler mit ihrem 14-jährigenSohn Toni und ihrem französischen Lebensgefährten Alain Blondel lebt,hat sie nicht nur eine ordentlich Sammlung von Sandproben ausdiversen Weitsprunggruben dieser Welt, sondern natürlich auch nochein paar Sportschuhe. «Das ist noch nicht das Ende von allem»,betonte sie.

Ein paar Meetings will Heike Drechsler noch bestreiten, imSeptember gebe es doch noch ein paar schöne Wettkämpfe. Wo sie ihreendgültige Abschiedsvorstellung gibt, steht noch nicht fest. ImGespräch ist das ISTAF in Berlin (12. September) oder eineExtraveranstaltung in Karlsruhe oder in ihrer Heimatstadt Gera.