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Leichtathletik Leichtathletik: Falk Balzer vor Comeback nach Doping-Sperre

Von Peter Juny 20.02.2003, 16:09

Berlin/dpa. - Der «Bad Boy» der deutschen Leichtathletik feiert am Samstag in seiner Geburtsstadt Leipzig seine sportliche Wiederauferstehung. Am Freitag läuft Falk Balzers zweijährige Dopingsperre ab, tags darauf gibt der 29-Jährige bei den deutschen Hallen-Meisterschaften sein Comeback. Er will wieder durchstarten, bleibt bei seinem Hürdenlauf zurück in die Weltspitze aber auf Konfrontationskurs zum Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV). Schon im September des Vorjahres hatte der EM-Zweite und Weltcupsieger von 1998 beim Landgericht Leipzig eine Klage gegen die Rechtmäßigkeit seiner Nandrolon-Sperre eingereicht.

Balzer hat vom DLV das Startrecht für Leipzig ohne Leistungsnachweis erhalten, obwohl der Meldeschluss noch innerhalb der Sperre lag. «Das Anrufen ordentlicher Gerichte ist moralisch nicht verwerflich. Dass wir nicht einverstanden sind, ist eine andere Frage», sagte Rüdiger Nickel, DLV-Vizepräsident für Leistungssport, der «grünes Licht» gegeben hatte.

In Balzers Urinprobe am 19. Januar 2001 war die anabol wirkende Substanz Nandrolon mit 10,2 Nanogramm fünf Mal höher als der erlaubte Grenzwert von 2,0. Sein Anwalt Michael Lehner, der auch 5000-m- Olympiasieger Dieter Baumann in dessen Nandrolon-Affäre vertreten hat, sieht die Sperre als rechtswidrig an. Es gebe viele Möglichkeiten, wie dieser Wert zu Stande gekommen sein könnte.

Auch Balzer hatte sich stets für unschuldig erklärt, und die hohe Konzentration mit der erhöhten körpereigenen Produktion des Hormons nach einem Ellenbogen-Bruch erklärt. Aber auch mit einer DNA-Analyse konnte der Sohn der Hürdensprint-Olympiasiegerin von 1964 in Tokio, Karin Balzer, seine Unschuld nicht nachweisen.

«Ich will dahin, wo ich vorher war - in die Weltspitze. Das gilt vor allem für die Freiluftsaison», sagt der für Jena startende Hürdenläufer. Zusammen mit Freundin Anja Rücker, WM-Zweite von 1997 in Athen über 400 m, trainiert er bei seiner Mutter und behauptet, er sei in der Verfassung von 1998. «Im Training sieht es ordentlich aus», urteilte sein neuer französischer Manager Alain Blondel, Lebensgefährte von Weitsprung-Olympiasiegerin Heike Drechsler. Jede Wettkampf-Möglichkeit soll in den kommenden Wochen genutzt werden, dazu gehören im April auch drei Starts in Südafrika.

Falk Balzer ist in der Vergangenheit in viele Fettnäpfe getreten. Bei den Titelkämpfen 2000 in Braunschweig sorgte er nach Platz drei für einen Eklat, als er den dunkelhäutigen Claude Edorh aus Köln mit rassistischen Äußerungen für sein Scheitern verantwortlich machte und von Handgreiflichkeiten gerade noch abgehalten werden konnte.

Da Balzer sich bereits vorher nach einigen Vorfällen einen Verweis vom DLV eingehandelt hatte, wurde er zunächst nicht ins Olympia-Team für Sydney berufen. Erst in der letzten Nominierungsrunde gab es das Ticket unter der Auflage, sich künftig kein Fehlverhalten mehr zu leisten. Auch für Athen 2004 müsste der DLV eine Begnadigung beim Nationalen Olympischen Komitee (NOK) erwirken, denn Athleten, die im Olympia-Zyklus wegen Dopings gesperrt wurden, sind normalerweise für die nächsten Spiele nicht startberechtigt.