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Leichtathletik-EM Leichtathletik-EM: Schwarzkopf mit bronzenem Happy End

Von Andreas Schirmer 09.08.2006, 15:40

Göteborg/dpa. - Im Windschatten der übermächtigen Schwedin Carolina Klüft, die zum zweiten Mal EM-Gold holte, meldeten die 22-Jährigen ihre Medaillen-Ansprüche für die Olympischen Spiele 2008 in Peking und die Weltmeisterschaft 2009 in Berlin an. «Da ist noch viel Luft drin», prophezeit die EM-Dritte Lilli Schwarzkopf und stellte fest: «Der Siebenkampf in Deutschland lebt wieder!»

Die Sportstudentin aus Paderborn war zwar schon in der schwedischen Hafenstadt quicklebendig, aber nicht restlos zufrieden. «Für mich war es ein Siebenkampf mit Höhen und Tiefen - und einem Happy End», meinte sie. «Diese Tage sind rundum schön gewesen. Ich werde sie lange in Erinnerung behalten.» Nach den ersten vier Disziplinen lag Lilli Schwarzkopf zwar nur auf Rang acht, doch bei internen Hochrechnungen wurde sogar der zweite Platz als erreichbar angesehen. «Danach wäre Silber drin gewesen, doch ich habe Bronze gemacht und bin glücklich», sagte sie ohne Gram, obwohl am Ende nur drei Zähler an der Vize-Europameisterschaft fehlten.

Schließlich hat Lilli Schwarzkopf, die im kirgisischen Kant geboren wurde und mit ihrer Familie als Siebenjährige ins deutsche Bad Drieburg übersiedelte, mehr erreicht, als Schullehrer dem Umsiedlerkind zutrauten. «Bis zum Abitur haben mir einige gesagt, 'Du kannst hier nichts erreichen'», berichtete sie. «Das prägt.» Wesentlichen Einfluss auf ihren sportlichen Ehrgeiz hat aber auch ihr Vater Reinhard, der zugleich ihr Trainer ist. «Er kennt mich in- und auswendig. Ich schätze es, von ihm trainiert zu werden», sagte Lilli Schwarzkopf, die in Göteborg ihre Bestleistung auf 6420 Punkte steigerte.

Einen enormen Sprung nach vorn machte Jennifer Oeser, die ihre Bestleistung um 125 Zähler auf 6376 steigerte. «Ich bin glücklich mit der Holzmedaille», sagte die Athletin von Bayer 04 Leverkusen, «und da wird kein Gedanke mehr daran verschwendet, dass ich eine Medaille hätte mitnehmen können.» Schließlich sei ein Platz unter den ersten Zehn das EM-Ziel gewesen. «Ich habe aber einen ordentlichen Schreck bekommen, als ich nach sechs Disziplinen Zweite war: Erst Klüft, dann Oeser», berichtete die Bundespolizistin, die jedoch eine Duftmarke für die Zukunft gesetzt hat. «Die Großen haben mich wahrgenommen. Ich kann vorne mitmischen», meinte Jennifer Oeser selbstbewusst.

Die Größte war allerdings einmal mehr Olympiasiegerin und Weltmeisterin Carolina Klüft, die mit der Weltjahresbestleistung von 6740 Punkten und 317 Zählern Abstand zur Zweitplatzierten eine Klasse für war. «Oslagbar!» titelte die schwedische Zeitung «Göteborgs-Posten». Doch im 17. Siebenkampf ohne Niederlage hatte es die 23-Jährigen besonders schwer, da der Druck beim EM-Heimspiel besonders groß und sie durch eine Blessur leicht angeschlagen war. «Das ist der beste Moment meines Lebens», sagte sie deshalb erleichtert, «Medaillen bei Olympia oder einer WM sind mehr wert, doch die Emotionen waren hier größer.»