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Leichtathletik-EM Leichtathletik-EM: DLV mit Resultaten der Nachwuchsgarde zufrieden

Von Ralf Jarkowski und Andreas Schirmer 14.08.2006, 15:07

Göteborg/dpa. - Die Talente klopften bei der EM an die Tür zur europäischenElite. «Wir haben in Göteborg Namen gehört, an die wir uns auf demWeg zur Weltmeisterschaft 2009 in Berlin gewöhnen müssen», sagte DLV-Präsident Clemens Prokop zur selbst verordneten Verjüngungskur.

Um diesen Prozess zu forcieren, hatte der DLV seine EM-Normen zumTeil außer Kraft gesetzt und sich über Kritik etablierter Athletenwie Diskus-Vizeeuropameisterin Franka Dietzsch (38) hinweg gesetzt.Mit erstem Erfolg. «Wir sind zu allem fähig und nominieren wie wirwollen», sagte der Leitende Bundestrainer Jürgen Mallow in Anspielungan den unbürokratischen und mutigen «Jugendstil» des DLV. Die gutenEM-Resultate der Nachwuchsgarde bestätigten dies. Mallow stellte aberauch klar: «Jugend an sich ist kein Verdienst, Leistungsfähigkeit undMotivation müssen auch stimmen.»

Jung, forsch und wild waren in der Vergangenheit schon vieleTalente, die schnell hoch gelobt und ebenso schnell tief gestürztsind. Ein Beispiel dafür ist die von Verletzungen geplagte SprinterinSina Schielke. Um aus Talenten aber Dauerbrenner mit internationalemFormat zu machen, hat der DLV im Herbst 2004 den «Top Team PekingKader 2008» mit derzeit 59 Athleten geschaffen. «Es wirdVeränderungen in diesem Perspektivkader geben, er wird kleinerwerden. Einige haben den Erwartungen nicht Stand gehalten», kündigteMallow vor der Trainertagung im Herbst in Kienbaum an.

Hat Göteborg den Qualitätssprung nun wirklich gebracht? Für PascalBehrenbruch auf jeden Fall. Der 21 Jahre alte Zehnkämpfer lieferteals Fünfter mit 8209 Punkten eine Leistung ab, mit der er in Zukunftin der Weltspitze mitreden könnte. Auch für die beiden 22-jährigenSiebenkämpferinnen Lilli Schwarzkopf (Bronze) und Jennifer Oeser (EM-Vierte) gilt dies; ebenso für Kugelstoßerin Petra Lammert(22/Bronze). Etwas anders liegt der Fall bei Hürdensprinter JensWerrmann: Sein Finaleinzug und Platz sechs waren eine Sensation - mitder Zeit von 13,73 Sekunden kann er außerhalb von Europa jedoch nochkeine Bäume ausreißen.

Die EM sollte für die «jungen Wilden» eine Motivation auf demstrategischen Weg zu den Olympischen Spielen 2008 und der Heim-WM2009 in Berlin sein. «Selbstvertrauen ist eine Produktivkraft», hofftder Cheftrainer, dem Nachwuchs den besonderen Kick bereitet zu haben.Mallow weiß aber auch, dass die zehn Medaillen von Göteborg und dieLeistungsoffensive auf breiter Front mit Blick auf die WM 2007 inOsaka relativ sind: «Die Medaillen werden in Japan höher hängen, dochdas schmälert den Erfolg der EM nicht.»

Leistung ist gefragt, aber auch Geduld, wie das Beispiel SteffiNerius zeigt. Elf Jahre hat es gedauert, bis die Speerwerferin denersten großen Titel holte. Während sie 1995 bei der WM in Göteborgund ein Jahr später bei Olympia in Atlanta nur jeweils Neunte wurde,gelang ihr bei der EM nun der goldene Wurf - und das mit 34 Jahren.