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Leichtathletik Leichtathletik: Die neue Diamond League: Attraktion oder Ärgernis?

Von Sebastian Stiekel 18.08.2010, 15:30

Zürich/dpa. - Der Weltverband IAAF wollte seinen Sport mit dieser Serie attraktiver machen, häufiger ins Fernsehen und auf alle Kontinente bringen, und er glaubt nach einer Saison schon vieles davon erreicht zu haben. «Insgesamt bin ich zufrieden», sagt der Marketing-Experte und das Council-Mitglied der IAAF, Helmut Digel. «Die Fernsehresonanz ist wesentlich besser, es gibt nun auch Übertragungen in Asien oder den USA. Und die Präsentation ist besser und professioneller.»

Vor allem Letzteres zweifeln einige Beobachter an. Die Anzahl von 14 Meetings in Europa, Asien und Amerika hat die Serie nicht nur lukrativer, sondern auch unübersichtlicher gemacht. Jede Disziplin wird siebenmal ausgetragen, das heißt auch, dass der 100-Meter-Lauf mal im Programm ist und mal nicht. Dass der Gewinner des sogenannten «Diamond Races» nicht automatisch der beste Athlet der Saison ist, zeigt ebenfalls ein Blick auf die Königsdisziplin: Dort liegt in der Gesamtwertung immer noch Asafa Powell vorn, obwohl er zuletzt zweimal verletzt fehlte und davor jeweils gegen Usain Bolt und Tyson Gay verlor. Aber der Jamaikaner hat zu Beginn der Serie viele Punkte geholt (der Sieger erhält jeweils 4, der Zweite 3, der Dritte 2 und der Vierte 1), als seine Rivalen noch gar nicht eingestiegen waren.

Die von der Diamond League abgelöste Golden League war da deutlich einfacher zu verstehen: Nur wer bei allen sechs Meetings gewann, erhielt einen Anteil am Jackpot von einer Million Dollar in Gold. Patrick Magyar, der Direktor des Züricher Sportfestes, warnt jedoch davor, beide Serien aneinander zu messen. «Das ist wie Äpfel und Birnen zu vergleichen», sagt er. Maßstab sei der ehemalige Grand Prix mit 25 Veranstaltungen, und im Vergleich dazu habe die Diamond League eine «bessere TV-Unterstützung und klar besser besetzte Meetings» erreicht. «Für das erste Jahr hat sich diese Marke gut präsentiert», meint der Experte, obwohl einige Stadien gähnend leer gewesen seien.

Die Athleten sehen das ähnlich. «Die Diamond League bringt eine Menge Motivation und Selbstvertrauen. Und sie ist finanziell auch lukrativ», sagt Stabhochspringer Malte Mohr. Silke Spiegelburg findet sie ebenfalls «positiv». «Wir haben jetzt eine Art Weltcup-Charakter wie in anderen Sportarten.» Weniger beachtete Disziplinen wie der Hammerwurf gehören in der Diamond League genauso dazu wie die 100 Meter. «Niemand fällt mehr wie früher hintenüber», meint Spiegelburg. Die 10 000 Dollar für einen Tages- und rund 50 000 Dollar für den Gesamtsieg kann sich eine Nadeschda Ostaptschuk im Kugelstoßen genauso verdienen wie ein (zurzeit verletzter) Usain Bolt.

Ein Manko der hohen Anzahl von 14 Meetings macht sich allerdings auch hier bemerkbar: In 13 von 32 Disziplinen ist das «Diamond Race» bereits entschieden, obwohl bei den Finals in Zürich und Brüssel die doppelten Punktzahlen vergeben werden. Deutsche Athleten haben keine Chance mehr auf einen Gesamtsieg. Für ein anderes Problem kann die Serie dagegen nichts: Dass in ihrem Premierenjahr so viele Stars wie Usain Bolt, Kenenisa Bekele und Jelena Issinbajewa verletzt sind oder pausieren. «Die Feuerprobe für die Diamond League werden deshalb erst die Jahre mit einer WM oder Olympischen Spielen sein», sagt Magyar.