Leichtathletik Leichtathletik: Braunschweig ist für Nachzügler letzte Athen-Chance

Braunschweig/dpa. - Ultimo für die deutschen Leichtathleten imKampf um das Olympia-Ticket in Athen. Die 104. nationalenTitelkämpfe, die am Wochenende wie im Jahr 2000 vor Sydney wieder inBraunschweig stattfinden, bieten die letzte Chance zur Qualifikation.Traditionell benennt der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) danachseine Mannschaft und schlägt sie dem NOK zur Nominierung vor. NachAngaben von DLV-Cheftrainer Bernd Schubert können bereits 71 Athletenmit dem Olympia-Ticket rechnen, wobei die vier qualifiziertenStaffeln mit insgesamt 20 Aktiven zu Buche schlagen.
«Eine Schwemme mit Normerfüllern wird es nicht mehr geben», glaubtSchubert. Der Chemnitzer gibt sein Amt nach den Olympischen Spielenauf, nachdem er zum Sündenbock für das schwächste Abschneiden seitder Einheit bei Weltmeisterschaften im Vorjahr in Paris mit lediglichvier Medaillen (1 Silber, 3 Bronze - 28. Rang der Medaillenwertung)gemacht worden war. «In Athen sind vier bis sieben Medaillen möglich.Aber nur dann, wenn sich die Athleten bis zu den Spielen weitersteigern können. Das Leistungsgefälle zwischen DM und WM war imVorjahr zu groß. Das darf nicht wieder passieren», hofft er.
In Braunschweig gehen 452 Männer und 424 Frauen an den Start. Zuden prominenten Ausfällen wie Annika Becker, Grit Breuer und NilsSchumann gesellte sich am Donnerstag Charles Friedek (Leverkusen).Der Ex-Weltmeister im Dreisprung muss nun am 1. August einenLeistungsnachweis erbringen, um noch das Olympia-Ticket zu erhalten.Fraglich ist der DM-Start von Diskuswerfer Lars Riedel (Chemnitz).Der fünffache Weltmeister laboriert an einer Rückenverletzung.
Vor vier Jahren in Sydney hatte es fünf Medaillen, darunter Siegevon Heike Drechsler im Weitsprung sowie Nils Schumann über 800 mgegeben. Am Beispiel dieses Duos können die Probleme des DLVfestgemacht werden. Die 39-jährige Drechsler sagt leise Servus,nachdem sie einsehen musste, dass ihre Form nach Operationen an derAchillessehne für das olympische Kräftemessen nicht mehr ausreicht.Auch andere in die Jahre gekommene DLV-Top-Athleten kämpfen mitgesundheitlichen Problemen und ihrer Form. Schumann kann nach zweiAchillessehnen-Operationen noch nicht wieder laufen und auchTrainingsgefährtin und 400-m-Ass Grit Breuer ist nicht fit.
Am Samstag soll beraten werden, ob man auf das Duo noch bis zum 8.August zur Team Challenge in München gegen die USA wartet. Breuer istnach ihren Superrennen in den Vorjahren als Staffel-Schlussläuferinpraktisch unersetzbar. Auch die WM-Zweite Annika Becker (Erfurt), dienach einem Trainingsunfall im Winter nicht in Form kam und die Saisonbeendet hat, reißt eine Lücke. «Ihr Ausfall ist nicht zu ersetzen»,sagte Schubert über die Stabhochspringerin.
In einigen Disziplinen gibt es zu viele Anwärter, so entscheidetsich in Braunschweig das Athen-Trio. «Das wird sehr spannend», sagtSchubert überzeugt. Bei den Stabhochspringern kämpft ein Quartett umden dieses Jahr schwer in die Gänge kommenden Tim Lobinger (Köln),aber auch die noch ohne Norm dastehenden Michael Stolle (Leverkusen)und Björn Otto (Uerdingen/Dormagen) rechnen sich noch Chancen aus.Bei den Speerwerfern sind es sogar sechs Athleten mit Norm. «Ichkonzentriere mich voll auf Braunschweig. Da lasse ich einen raus»,verkündete der deutsche Rekordhalter Raymond Hecht (Magdeburg). Beiden Frauen ergibt sich diese komfortable Lage des Überangebots nur imHammerwerfen. Die WM-Fünfte Susanne Keil (Frankfurt/Main) gehörtbisher nicht zu dem Quartett, liegt aber in Lauerstellung.
Eine positive Entwicklung sieht Schubert im Männer-Sprint. «Dagibt es echte Fortschritte über 200 m und eine gute Basis fürr dieStaffel», sagt er zum sich anbahnenden Generationswechsel. «Unseregrößte Schwierigkeit sind die fehlenden Siegtypen. Da gibt es imMoment niemanden, müssen wir auf überraschende Rausreißer hoffen.»