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Latina Latina: Praktikum auf der Insel

Von Susanne Wolf 25.04.2001, 14:42

Halle/MZ. - Als Irland-Fan hat sich keiner der 15 Schüler der Latina bezeichnet, die Anfang dieses Jahres ihr Pflichtpraktikum auf der grünen Insel absolvierten. Zumindest nicht vor jener Reise. Das typisch irische Wetter - graue Wolkenberge, Nieselregen, Sturmböen - hatte sich alle Mühe gegeben, sie nicht umzustimmen. Aber die Wärme und Herzlichkeit der Menschen und die Schönheit der Natur waren am Ende überzeugender.

Anlass für die Reise in den regnerischen Nordwesten war ein Schulpraktikum der besonderen Art. Anders als ihre Mitschüler absolvierten die Gymnasiasten die im Stundenplan vorgesehenen Praxisstunden nicht in Halle, sondern im südirischen Städtchen Mallow und dessen Umgebung. Begleitet wurden sie von ihrer Englischlehrerin Christa Michler und von Helen Tate, die als Fremdsprachenassistentin an der Latina arbeitet. Frau Michler hatte im Zusammenhang mit der Vorbereitung des Jahres der europäischen Sprachen, das der Fachverband für Moderne Fremdsprachen im März eröffnete, die Idee für das Auslandspraktikum. Und da die Latina seit sieben Jahren einen regen Schüleraustausch mit der Nagel-Rice-School in Doneraile führt, setzte sie sich bereits im vergangenen Sommer mit der dortigen Schulleitung in Verbindung.

Die Iren waren sofort Feuer und Flamme. Sie organisierten für ihre Gäste Praktikumsplätze und Unterkunft und ermöglichten damit das bisher "einzige derartige Projekt in Sachsen-Anhalt", wie die Lehrerin unterstreicht. Doneraile, das nur wenige Kilometer von Mallow entfernt liegt, war die "home base" für die meisten der 17-Jährigen. Die Praktikumsbetriebe unterschieden sich kaum von denen ihrer in Deutschland verbliebenen Mitschüler - abgesehen von der Sprache. So bediente Anne Guckland Kunden in einem typischen Tante-Emma-Laden und stellte fest: "Iren lieben Klatsch und Tratsch", Stephan Dammaß stapelte Kisten mit wertvollem Waterford Chrystal um, Anna Schnaß half Kindergärtnerinnen, und Elisabeth Lehmann freute sich, wenn sich ein lesehungriger Ire in die kleine Bibliothek verirrte.

Den härtesten Job, da waren sich alle einig, hatte wohl Dagmar Auerbach. Sie pflegte Bewohner eines Altenheimes. Dass die zehn Tage in Irland unvergesslich werden würden, versprach schon die turbulente Anreise: Der Zug nach Kassel hatte so viel Verspätung, dass die kleine Reisegruppe ihren Anschlusszug verpasste. Immerhin brachte Frau Michler das Zugpersonal des nächsten ICE nach Frankfurt/Main dazu, einen ungeplanten Zwischenhalt am Flughafen einzulegen. So kamen sie mit nur einer halben Stunde Verspätung zum Flieger nach Dublin, der tatsächlich noch auf die Hallenser gewartet hatte.

Von der irischen Hauptstadt ging es dann ohne weitere Zwischenfälle mit dem Zug nach Mallow, wo die Jugendlichen von ihren Gasteltern dann abgeholt wurden. Als Dank für die schönen Tage wollen sich die Schüler nun revanchieren. Einige Iren sollen nach Halle kommen, um hier auch ein Praktikum zu absolvieren und ihre Deutschkenntnisse aufzupeppen. Denn, wie Anne Guckland abschließend feststellt: "So ein Austausch lohnt sich wirklich."