Landesklasse Landesklasse: Fußballer in Seeben suchen einen Weg aus der Krise
HALLE/MZ. - Direkt neben den Stallungen lockt eine Gaststätte trotz oder gerade wegen ihres etwas morbid anmutenden Namens "Pulvermanns Grab" Gäste an. Und es gibt den Landesklasse-Klub. Noch, denn beim VfL Seeben drohen angesichts sportlicher, organisatorischer und finanzieller Probleme die Lichter auszugehen.
"Unser 1898 gegründeter VfL ist einer der ältesten Sportvereine Halles. Wir müssen ihn retten", sagt Enrico Theibach. Der Torwart und Trainer in Personalunion hat die Geschicke der Fußballer in die Hand genommen. Fakt: Seeben trägt die Rote Laterne der Landesklasse-Staffel vier. Nur kühne Optimisten glauben, dass sich dies ändert - drei Punkte in neun Spielen und 8:31 Tore sprechen dagegen.
Immerhin zwangen die wackeren Seebener, die in den letzten neun Jahren vier Mal Kreispokalsieger waren und 2001 im Landespokal sogar den Oberligisten Stendal rauswarfen, den Tabellenzweiten Wallhausen mit 5:2 in die Knie. "Trotzdem, die Saison haben wir abgehakt. Wir peilen den Neuanfang in der Stadtoberliga an", so Theibach. "Die Saison wollen wir mit Anstand zu Ende bringen." Doch genau das fällt ungemein schwer. Zum Training am Dienstag- und Donnerstagabend findet sich meist nur ein halbes Dutzend Spieler ein. Und bei den Punktspielen bekommt Theibach nur mit Mühe eine Elf voll. Ab und zu helfen Spieler von den Alten Herren aus.
Theibach weiß: Personalsorgen habe auch andere Klubs. Die tiefe VfL-Krise begann Ende letzter Saison, als der langjährige Trainer und Sponsor Wolfgang Bohne das Handtuch warf. Unter seiner Ägidie hatte der VfL zehn Jahre Erfolge. Da wurde auch aus einer Baracke mit DDR-Charme ein schmuckes Sportlerheim. Wirtschaftliche Probleme sorgten bei Autohaus-Besitzer Bohne für den Entschluss, sich zurückzuziehen. Die Folge: Zehn Stammspieler sagten ebenso Adieu wie mehrere Sponsoren. Einen Etat gibt es beim VfL nicht mehr. Mit Hilfe der Stadt werden Strom und Wasser bezahlt. Der Coach: "Dann ist Schicht."
Ihm und seinen Verbündeten geht es nicht allein um die Männer-Elf. Die E- und F-Jugend sollen erhalten bleiben. Hoffnung machen Theibach erste positive Signale, dass sich bei der Jahreshauptversammlung am 30. Oktober Nachfolger für Präsident Horst Meißner und Geschäftsführer Waldemar Schrader finden, die sich zurückziehen wollen. "Es muss ein Wir geben, sonst bricht hier alles zusammen", erklärt Theibach im Stile einer Brandrede. Sonntag, im Spiel gegen Gröbzig, will er mit seiner Elf zeigen, dass der VfL noch lebt.