Kurioses Kurioses: Immer mehr WM-Schnickschnack im Handel

Berlin/dpa. - Und vor der Haustür liegt eine Fußmatte mit Fußballfeldmuster. DieFantasie der Hersteller von kitschigem Schnickschnack rund um denFußball scheint im Jahr der Fußball-Weltmeisterschaft schiergrenzenlos zu sein. Die Ladentische und Regale biegen sich unter denangehäuften Fußball-Motiven.
Die mikrowellengeeignete Fußball-Backform aus Silikon hat dieDrogeriekette Schlecker im Sortiment. Außerdem werden Minitrikots mitSaugnapf fürs Auto oder der FIFA WM-Pokal als Puzzle angeboten.
Mit einer preußischen Pickelhaube in Schwarz-Rot-Gold wollen zweiLübecker Werbetechniker die Fans zur Fußball-WM behüten. In einemDortmunder Fanladen wird das Duschbad «Bundestrainer» verkauft. Etwasfür die Nase bietet auch ein Türklinken-Anhänger für dieWohnzimmertür - selbstredend in der Duftnote «Rasen»: Auf der grünenSeite steht: «Inoffizielles WM-Studio», auf der anderen «Achtung:Spiel läuft». Für die Ohren gibt es kleine Anhänger in Form vonDrehorgeln mit winziger Kurbel, die «We Are The Champions» erklingenlassen.
Auch viele Lebensmittelhersteller wollen bei der WM nicht imAbseits stehen, sondern den Absatz stärken. Mit einer Spezialtorteaus Nougat, Marzipan und Schokolade will ein Würzburger KonditorGhanas Kicker in ihrem WM-Quartier begrüßen. Ein Bäckermeister ausWaigolshausen bei Schweinfurt möchte die Nationalmannschaft ausBackwaren zusammenstellen. Deutschlands älteste SchokoladenfabrikHalloren aus Halle bringt einen «Fußballschuh», gefüllt mit Halloren-Kugeln, auf den Markt. Der ostdeutsche Backmischungshersteller Kathihat eine Backmischung «Fußball Tooorte» kreiert. Im Berliner BahnhofFriedrichstraße gibt es Kümmelknackwurst in Form eines schwarz-weißenFußballs.
Der Porzellanhersteller Rosenthal bietet «für Fans, die die WM zuHause verfolgen müssen», Porzellanschalen in Form einer Fußballarenasowie Espresso- und Cappuccinotassen im Fußballdesign an. DieBerliner Tourismus Marketing GmbH gibt scheibenförmige Taschen inFußballoptik heraus. Die Lufthansa hat bereits rund 40 Maschinen mit«Fußballnasen» ausgerüstet. Diese sind allerdings klassisch schwarz-weiß gestaltet, da die größte deutsche Fluggesellschaft zwaroffizieller DFB-Carrier ist, aber nicht offizieller Sponsor der FIFA.
«Es ist noch längst nicht alles auf dem Markt», heißt es beiKarstadtQuelle. Die große Masse der WM-Artikel werde erst in dieGeschäfte kommen, wenn mehr ausländische Gäste in Deutschland sind.Gut zwei Drittel aller Umsätze erwartet der Essener Warenhauskonzernin seinen 300 offiziellen FIFA-WM-Fanshops in den letzten Tagen undWochen vor dem Finale. Absoluter Renner sei schon jetzt deroffizielle WM-Fußball «Teamgeist» für 110 Euro.
Auch Internet-Anbieter rechnen mit einem Run auf die WM-Artikelerst einen Monat vor Beginn der Spiele am 9. Juni. Im WM-onlineshop.de. sind neben Schlüsselanhängern, Wimpelketten,Trinkflaschen oder Irokesenhaarteilen in den Nationalfarben auchspezielle Angebote wie das «Fußballsurvivalbuch für Frauen» zu haben.Online können weibliche Fans auch Bikinis in den Farben der WM-Nationen oder Dessous «für heiße Fußballnächte» bestellen.
Der Einzelhandel erhofft sich durch die Weltmeisterschaft einen«kräftigen Nachfrageschub» im Volumen von mindestens 2 MilliardenEuro. «Die Nationalelf muss sich nun am Riemen reißen, es geht nichtnur um Fußball, sondern auch um Arbeitsplätze», sagt Branchen-Sprecher Hubertus Pellengahr.
Die FIFA erwartet aus dem Vertrieb von Fanartikeln mit den WM-Logos 1,5 Milliarden Euro Umsatz. Die Regeln des Fußballweltverbandessind indes streng: Nur 15 offizielle Sponsoren und sechs nationaleFörderer dürfen mit den von der FIFA geschützten Begriffen wie «WM2006» oder «Fußball-WM 2006» werben und zahlen dafür 700 MillionenEuro. Produkte mit den offiziellem FIFA-Schriftzügen dürfen nurverkauft werden, wenn sie vom Verband lizenziert sind. Verstößewerden gerichtlich geahndet.
Einer Studie des Düsseldorfer Marktforschungsinstituts Innofactzufolge stehen bei den Fans derzeit das WM-T-Shirt, das DFB-National-Trikot und der WM-Fußball hoch im Kurs. Allerdings finden fast 60Prozent der Deutschen WM-Artikel immer noch völlig uninteressant.