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Kugelstoßen Kugelstoßen: Ein letztes Hurra mit der Kugel

Von Rüdiger Fritz 20.12.2007, 21:39

Halle/MZ. - Zehn Jahre lang mischt Kugelstoßerin Nadine Kleinert in der Weltspitze mit. Die Magdeburgerin sagt dennoch: "Das Kugelstoßen hängt mir noch nicht zum Hals heraus." Herzerfrischend direkt, wie sie nun einmal ist, meint sie auch: "Mit der alten Dame müssen alle wieder rechnen." Die 32-Jährige mobilisiert für die Olympischen Spiele 2008 nochmals all ihre Leidenschaft, die gelegentlich in Zornesausbrüche überborden kann, und ihr Können, das zuverlässig in Medaillengewinnen mündete.

Ihr zweiter Platz bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen, bei dem ihr nur vier Zentimeter zur kubanischen Olympiasiegerin Yumileidi Cumba fehlten, ihre Silbermedaillen von den Weltmeisterschaften 1999 und 2001 sowie der dritte Rang bei der diesjährigen WM in Osaka lassen noch eine Begehrlichkeit offen. "Gold fehlt mir noch bei einer internationalen Meisterschaft", deutet Nadine Kleinert ihren großen Wunsch an. Sie kann allerdings nur noch einmal die Hand danach ausstrecken, denn die Spiele in Peking sind für sie das letzte Hurra mit der Kugel.

Dass sie schon jetzt auf eine zweite Karriere im Sport als Boxerin zusteuert, habe das Ende ihrer Leichtathletik-Laufbahn nicht allzu sehr beeinflusst. "Meinem Trainer Klaus Schneider habe ich schon vor längerem gesagt, dass spätestens 2009 mit dem Kugelstoßen Schluss sein wird. Da war an Boxen noch nicht zu denken." Gewissermaßen vollzieht die Magdeburgerin ein dreiviertel Jahr vor Olympia einen Drahtseilakt. Denn zwei Mal wöchentlich geht sie bei Profiboxtrainer Dirk Dzemski in die Schule.

Den Gedanken an eine Kollision von Leichtathletik-Training und Boxübungen verwirft sie. "In beiden Sportarten geht es um Kraft, Schnelligkeit und Härte", sagt Nadine Kleinert. "Die Abwechslung im Training tut mir gut." Spätestens ab kommendem Februar wird sich Sachsen-Anhalts erfolgreichste aktuelle Leichtathletin bis Peking aber ausschließlich mit dem Kugelstoßen befassen. "Ein erfolgreicher Abschluss in meiner langjährigen Sportart und danach Schwergewichts-Weltmeisterin im Boxen werden - das wäre doch etwas Genaues", meint sie.

Nadine Kleinert erfreut es, dass sich die Leichtathletik-Situation in Sachsen-Anhalt etwas gebessert hat. 2004 bildete sie in Athen neben der damaligen Magdeburgerin Grit Breuer, die mit der deutschen 400-Meter-Staffel im Vorlauf ausgeschieden war, und Katja Wakan aus Halle, der Zwölften mit der 100-Meter-Staffel, ein olympisches Leichtathletik-Trio aus dem Bundesland. "Wenn alles gut geht", sagt Nadine Kleinert, "sind wir in Peking zu Fünft am Start."

In eine solche Rechnung bezieht sie Martin Wierig, ihren Vereinskameraden beim SC Magdeburg, ein. Mit seinem Europameistertitel bei den unter 23-Jährigen hat der Diskuswerfer angedeutet, wohin sein Weg führen soll. Der Magdeburger 400-Meter-Läufer Ruwen Faller peilt einen Start in der Staffel an.

Ein Duo aus Halle hat gute Aussichten auf die Olympia-Teilnahme. Zehnkämpfer Norman Müller hat zwar bei der Weltmeisterschaft in Osaka durch drei Fehlversuche im Stabhochsprung und dem Rückfall vom siebten auf den 22. Platz erfahren müssen, wie schnell Träume platzen können - aber er strebt unbeirrt nach vorn. Das Talent für einen Platz in der Weltspitze bringt auch Diskuswerferin Nadine Müller mit, nur spielten ihr bei großen Wettkämpfen schon mehrmals die Nerven einen Streich. Für die ehemalige Speerwurf-Juniorenweltmeisterin Vivian Zimmer, wie die beiden Müller den Halleschen Leichtathletik-Freunden angehörend, dürfte Peking zu früh kommen. Nach langwieriger Schulterverletzung soll die 20-Jährige behutsam an hohe Belastungen herangeführt werden. Olympia bleibt für sie ein erstrebenswertes Ziel - wohl aber erst 2012 in London.