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Kraftwerk Torbogenstraße Kraftwerk Torbogenstraße: Stadt wird teuren Klotz los

Von Dennis Lotzmann 23.05.2001, 16:22

Bitterfeld/MZ. - Nach MZ-Informationen scheint der Kontrakt, an dem mehrere Seiten beteiligt sind, perfekt zu sein. Kommt es zur Unterschrift unter dem Vertrag, würde die Stadt eine auf lange Sicht kostspielige Immobilie wieder los sein. Vorgesehen ist, dass die Bitterfelder Vermögensverwaltung (BVV) 5,5 Millionen Mark an die Stadt zahlt, und sich so von vertraglichen Pflichten gegenüber der Kommune frei kauft.

Die Stadt wiederum überlässt Preiss-Daimler das Kraftwerk Torbogenstraße und leitet zugleich 4,25 Millionen Mark vom BVV-Betrag an den Geschäftsmann weiter. Damit sollen dessen Aufwendungen für Abriss und denkmalgerechte Sanierung des Kraftwerks-Westteils mit finanziert werden. Positiver Aspekt für die finanziell gebeutelte Kreisstadt: Der Erlös von 1,25 Millionen Mark würde fast vollständig die bislang getätigten Investitionen in die Immobilie decken.

Bei veranschlagten 1,3 Millionen bliebe unterm Strich ein Defizit von 50 000 Mark. Das Kraftwerk Torbogenstraße, ein ab 1915 unter der Regie von Stefan Simon errichtetes Bauwerk, war als Kraftwerk Süd bis 1990 in Betrieb. Nach der Wende gab es mehrere Ideen, wie sich der industriegeschichtlich bedeutsame Komplex sinnvoll erhalten lässt.

Gerade mit Blick auf die Expo 2000 war immer wieder von einem Industriemuseum die Rede: "Transparente Chemie" war das Projekt betitelt, das die Stadt voran bringen wollte. Später hatte sich der Kreistag stark gemacht für ein neues Berufsschulzentrum in den imposanten Mauern, die nach jahrzehntelanger Industriegeschichte "schnuppern". Letztlich aber gingen beide Pläne nicht auf, weil die Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) zwischenzeitlich grünes Licht gegeben hatte für industrielle Neuansiedlungen unmittelbar neben dem Kraftwerk.

Wegen der gesetzlich fixierten Mindestabstände waren sowohl das Planspiel Berufsschulzentrum als auch die Idee Industriemuseum von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Stadt selbst schien diese Entwicklung am Ende nicht ganz ungelegen zu kommen, denn als sie im Sommer 1998 das Projekt endgültig für gescheitert erklärte, räumte sie zugleich ein, dass sie nicht die Eigenmittel für den beantragten 30-Millionen-Mark-Kredit aufbringen könnte.

Was Preiss-Daimler mit der Immobilie plant, ist unklar, weil es auf Anfrage keine Auskünfte gab. Sicher ist nur, dass der Komplex Torbogenstraße unter Denkmalschutz steht. Der Beschlusstext legt die Vermutung nahe, dass neben Abriss zumindest der Westteil mit Luftturm sowie Turbinensaal und Kopfbau 1 denkmalgerecht saniert werden sollen.