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Konzert in Ferropolis Konzert in Ferropolis: Böse wurde da kaum jemand

Von Ulf Rostalski 17.06.2001, 15:02

Gräfenhainichen/MZ. - Der Morgen danach: Mitarbeiter der Ferropolis GmbH arbeiten sich den Weg zur Veranstaltungsarena entlang, räumen Müll beiseite. Müll, den 20000 Gäste eines bisher in Ferropolis noch nicht gewesenen Spektakels hinterließen. Von unzumutbaren Zuständen und unerwarteten Spuren nach dem Auftritt der Böhsen Onkelz in der Stadt aus Eisen will dennoch niemand reden. So friedlich wie der Auftritt der nicht unumstrittenen Band abgelaufen war, hatte man zwar gehofft, manch Skeptiker sah aber auch das Chaos über die Stadt hereinbrechen. Wo wir sind, da ist das Böse: Wer diesen Satz mit dem Auftritt der Onkelz in Verbindung bringen wollte, wurde sehr bald eines Besseren belehrt. Denn schon die Anreise von Tausenden Fans mit dem Pkw entpuppte sich als gut organisiertes Procedere.

"Wir haben aus den Erfahrungen des Theodorakis-Konzerts gelernt. Fehler macht man nicht unbedingt ein zweites Mal", sagt Guido Till, der Geschäftsführer der Ferropolis GmbH und bestätigt, dass auf etwa 16 Hektar Fläche neue Stellplätze für die fahrbaren Untersätze der Konzertbesucher geschaffen wurden. Die füllten sich am Sonnabend ziemlich schnell, gegen 19 Uhr sprachen Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma von 5000 Fahrzeugen, die in Ferropolis abgestellt waren. Dass die Besucher freilich noch einen Fußmarsch von mehreren Kilometern zum Veranstaltungsort in Kauf nehmen mussten, störte kaum jemand.

"Ich wollte zwar zum Konzert der Böhsen Onkelz und nicht zum Rennsteiglauf. Aber was sein muss, muss sein", sagte Uwe Troitzsch, der aus Schmalkalden nach Gräfenhainichen gekommen war. Ob ihn die weite Anfahrt und der Fußmarsch gestört haben? "Nein", sagt er und gibt zu bedenken, dass die Band dieses Jahr nur drei Open-Air-Konzerte gebe. In Hildesheim, Berlin und eben Ferropolis. In der Stadt aus Eisen heizte derweil die australische Band "Rose Tattoo" die Stimmung ein, sorgte für Freudensprünge bei ihren Fans. Dann ein Raunen im Menschenmeer: "Onkelz, Onkelz"-Rufe hallten durch die Arena, das Spektakel begann. Verdammt, gehasst, vergöttert: Ein Spruch steht auf T-Shirts und gibt Meinungen wieder, die über die Band im Umlauf sind. "Es war ein langer Weg", singen ihre Mitglieder und zeigen damit ihre eigene - nicht unumstrittene - Geschichte auf.

Sie gehörten zur rechten Szene, geben sich heute geläutert, passen sich aber nicht an, wie sie immer wieder betonen. Sie provozieren, stellen die eigene Persönlichkeit in ihren Liedern über den Glauben eines Menschen. Extreme reizen sie, ihre Fans lieben das. Und die kommen aus allen Schichten der Bevölkerung. In Ferropolis wurde das schnell offensichtlich. Hartgesottene Onkelz-Anhänger, Väter, die mit ihren Kindern zum Konzert angereist waren, ganze Familien waren da. Erstaunlich: Trotz der bunten Gästeschar gab es keine ernsthaften Rangeleien, "keine besonderen Vorkommnisse", wie die Polizei es nennt. Für Guido Till stehen deshalb die Ampeln für weitere Musikspektakel dieser Art auf Grün. "Wir haben die Bewährungsprobe bestanden und auch andere Veranstalter auf uns aufmerksam gemacht."