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Kommentar zur Heiligsprechung früherer Päpste Kommentar zur Heiligsprechung früherer Päpste: Rückblick lohnt

25.04.2014, 20:17
Andreas Montag
Andreas Montag MZ Lizenz

Umfragen sind beliebt, weil man aus deren Ergebnissen erfahren kann, wie die Menschen denken. Freilich kommt es immer auf die Frage an - und auf die Voraussetzungen, die der Befragte mitbringt. Wenn man also in einem Land, in dem die beiden großen christlichen Kirchen an Mitgliedern und auch an gesellschaftlicher Bedeutung verlieren, wissen will, ob die Heiligsprechung eines früheren Papstes noch zeitgemäß sei, kann die Antwort nicht wirklich überraschen.

So hat die ARD in ihrem jüngsten Deutschlandtrend denn auch ermittelt, dass 62 Prozent der Deutschen der Ansicht sind, die Heiligsprechung passe nicht mehr in die Zeit. Würde nach der Eignung von Pep Guardiola als Trainer des FC Bayern München gefragt worden sein, wäre es vielleicht mit Blick auf das jüngst verlorene Spiel gegen die Fußballer von Real Madrid zumindest 50 zu 50 ausgegangen.

Warum dieser Vergleich? Weil es zwar reizvoll sein mag, derlei zu fragen - aber keinen wirklichen Erkenntnisgewinn einträgt. Interessanter wäre, in Erfahrung zu bringen, wie viel eine zufällig ausgewählte, aber einen sozialen und altersmäßigen Querschnitt der Gesellschaft abbildende Gruppe von Menschen über die in Rede stehenden Personen weiß.

Hier darf man - zumindest, was die beiden früheren Päpste Johannes XXIII. und Johannes Paul II. betrifft - durchaus skeptisch sein. Dabei haben sich beide große Verdienste erworben und mit ihren Taten wie Haltungen durchaus auch für das Leben von Nicht-Christen eine Rolle gespielt. Das gilt im Übrigen vollkommen unabhängig davon, ob sich eine Mehrheit noch daran erinnert oder auch nur daran erinnert werden will.

Johannes XXIII., der 1958 schon in hohem Alter überraschend und in den Augen vieler als „Verlegenheitspapst“ auf den Heiligen Stuhl in Rom gewählt worden war, hat man bald und lange noch „den guten Papst“ genannt. In seiner demütigen, bescheidenen Art erinnert der Mann, der mit bürgerlichem Namen Angelo Giuseppe Roncalli hieß und 1963 gestorben ist, heute rückblickend an den neuen Papst Franziskus.

Johannes XXIII. größte Leistungen waren es, zur Verständigung der Christen unterschiedlicher Konfession wie zur Beilegung der Kuba-Krise zwischen den USA und der Sowjetunion beigetragen zu haben. Johannes Paul II. indessen hat sich insbesondere als konsequenter Gegner stalinistischer Herrschaft einen Namen gemacht.

Vielen seiner polnischen Landsleute gilt Karol Józef Wojtyła, der 1978 zum Papst bestimmt worden war und dieses Amt bis zu seinem schmerzensreichen Sterben mehr als 26 Jahre lang innegehabt hat, schon längst als Heiliger. Seine klare Haltung hat nicht nur den Polen, sondern auch vielen anderen Menschen im Ostblock Halt und Mut gegeben. Mithin hat Wojtyła mehr als einen kleinen Anteil daran, dass der Eiserne Vorhang abgebaut worden ist. Womit auch immer die Katholische Kirche die Heiligsprechung der beiden großen Gottesmänner begründet - es ist wichtig, sich an sie zu erinnern. Auch für Menschen, denen Kirche und Glauben nichts (mehr) bedeuten.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]