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Meinung Kommentar zu Missbrauch in der Kirche: Bei den Opfern in der Schuld

Von Hagen Eichler Aktualisiert: 07.03.2022, 16:49

Sie waren Kinder und Jugendliche, der Kirche anvertraut - und sie wurden Opfer von Priestern, die ihre Machtstellung ausnutzten. 23 Opfer sexueller Übergriffe listet das Bistum Magdeburg für die Zeit ab 1946 auf. Die Zahl suggeriert eine Präzision, die es so nicht gibt.

Ausgewertet wurden Akten und Hinweise aus den Gemeinden. Doch das erlittene Leid von Kindern und Jugendlichen ist mit Scham besetzt, viele verdrängen das Erlebte oder wollen sich nie wieder mit der Kirche auseinandersetzen. Daher dürften weitere Fälle im Dunkeln liegen.

Man nimmt es dem Magdeburger Bischof Gerhard Feige ab, wenn er die Missbrauchsfälle in der eigenen Kirche als Verrat am Glauben geißelt. Das Bistum verspricht nun Aufklärung. Diese steht allerdings unter Finanzierungsvorbehalt. Und anders als in Köln oder München sind die Kirchenkassen hier leer.

Unklar wie die wirkliche Zahl der Opfer ist auch die individuelle Schuld derjenigen, die das Treiben von Pädokriminellen vertuscht haben. In München wurde die Verantwortung bis hinauf zum späteren Papst Benedikt XVI. erst durch die akribische Arbeit externer Juristen bekannt. Eine solche Untersuchung ist die katholische Kirche den Opfern auch im Bistum Magdeburg schuldig. Wenn in Magdeburg das Geld fehlt - anderswo ist es vorhanden.

Den Autor erreichen Sie unter: [email protected]