Kinostart: 6. Dezember Kinostart: 6. Dezember: Ungleiche Polizisten

Halle/MZ. - Mit schwarzem Ledermantel und Goldkette siehtSergeant Alonzo Harris aus wie ein Zuhälter,der im schicken Cabrio umher fährt, nebenherDrogendealer jagt und verprügelt, und derkeine Skrupel kennt, wenn es darum geht, schmutzigesGeld einzusacken. "Entweder bist du Schafoder Wolf", unterweist er den jungen, idealistischenAzubi Jake (Ethan Hawke), dessen Trainingstagsich als schmerzliche Lektion in Sachen Brutalität,Korruption und Mord erweist. Kein Wunder also,dass sich die anfängliche Bewunderung fürden coolen Vorgesetzten Schritt für Schrittin Ablehnung verkehrt und am Ende in einetödliche Konfrontation mündet.
Auf den ersten Blick scheint "TrainingDay" den Ehrgeiz zu entwickeln, dem Buddy-Cop-Dramaneue Akzente zu verleihen. Bis zum melodramatischen,überzogenen Finale gibt es vergleichsweisewenig Action-Overkill, und die Handlung konzentriertsich ganz auf die ambivalente Beziehung zwischenteuflischem Lehrer und (lange Zeit allzu)blauäugigem Schüler. Während man Hawke dieRolle des moralischen Möchtegern-Detectiveskaum abnimmt, entwickelt sich WashingtonsDarstellung zu einer zwar intensiven, aberauf Dauer eintönigen Ein-Mann-Show. Seinerüber-lebensgroßen Figur fehlen die Zwischentöneund sozialen Bezüge, die sie erst zu einemrealistischen, glaubwürdigen Charakter machenkönnten. So kommt Alonzo Harris kaum übereine forciert charismatische, verführerischewie bedrohliche Kino-Fantasie hinaus, dieeher rassistische Stereotype bedient.
Und so ist "Training Day" auch mitnichteneine kritische Studie über die widersprüchlicheArbeit von Polizisten in der Bekämpfung einesDrogensumpfes, dem mit bloß legalen Methodennicht beizukommen ist. Denn Harris ist wenigerein vom knochenharten Job desillusionierterBulle als ein sich maßlos überschätzenderKrimineller, der mit allen Mitteln seinenHals aus der Schlinge russischer Geldeintreiberzu ziehen versucht.