«Keiner will die Alarmsignale sehen»
Dessau/MZ. - Das Ford-Autohaus Steimer gibt es nicht mehr. Das Unternehmen musste den Insolvenzantrag stellen. Eine Ursache heißt Dessau 05. Steimer, der im Februar 2002 von Henrik Klemm das Amt des Präsidenten übernahm, hatte stellenweise bis zu fünf Spieler beschäftigt. Eigentlich nur übergangsweise, bis andere Firmen einen Job parat hätten. So war es zumindest vereinbart. Die Realität sah anders aus. Bis zu eineinhalb Jahre beschäftigte Steimer manchen Spieler, nur damit er dem Verein nicht verloren ging. Weil er sich als Präsident in der Pflicht sah. Und weil er den Versprechungen anderer geglaubt hat. "Das war einer meiner größten Fehler", räumt er ein.
Im Sommer 2004 zog er die Notbremse, trat als Präsident zurück, blieb aber als Teammanager der Oberliga-Mannschaft weiter für Dessau 05 aktiv. "Ich wollte nicht zusehen, dass alles das, was in den Jahren zuvor aufgebaut wurde, kaputt gemacht wird. Die Tendenzen gehen aber dennoch in diese Richtung", sagt er. Mit dem Manager-Job ist nach der laufenden Saison auch Schluss. Steimer zieht sich ins Privatleben zurück, trotz vorliegender Angebote anderer Vereine. "Ich habe einfach nicht mehr die Kraft. Keiner will die Alarmsignale sehen", sagt der 38-Jährige.
Ausgelaugt vom Kampf gegen solche Windmühlen wie die ungewisse Finanzlage, fehlende Arbeitsplätze und Schulterklopfer, die nur viel reden und Kaffee trinken. "Ich habe das alles oft genug angesprochen, nichts hat sich geändert. Die Strukturen im Verein stimmen nicht. Ich habe nicht mehr die Nerven, ins Ungewisse hinein mit Spielern zu verhandeln", kritisiert er. Vor allem das Problem mit den fehlenden Arbeitsplätzen für die Spieler hält Steimer für eine laut tickende Zeitbombe. "Verbandsliga-Vereine wie Wolfen haben Jobs und holen uns die Leute weg", schüttelt er den Kopf. Steimer fürchtet, dass 05 die Chance, mit kleinen Mitteln Oberliga zu spielen, vergibt.
Steimer vermisst auch ein deutliches Bekenntnis der Stadt zum Oberliga-Fußball in Dessau. "Es müsste dort einen Ruck geben, genauso wie bei den Firmen der Region", fordert er. Ebenso notwendig wäre es, dass der Verein einen hauptamtlichen Manager einstellt. Eine Idee für eine Zukunft, in der Sven Steimer nur noch als Fan in den Schillerpark gehen wird.