Kegeln Kegeln: Oft unterschätzt, trotzdem ein aufreibender Leistungssport
BREHNA/MZ. - Auf vier verschiedenen Bahnen machen die Sportler je 50 Wurf - 25 auf die Vollen und 25 zum Abräumen - das ganze in 20 Minuten. Es muss also auch noch schnell gehen.
Dem Anfänger reicht schon das Pensum einer Bahn, um am nächsten Tag die belasteten Muskelpartien zu spüren. Die lassen sich nur vermeiden, wenn man ständig im Training ist. "200 Wurf sind eben eine Sache der Kondition, weshalb zum Ende hin die Punktzahlen sinken", sagt Pötzsch.
Gute Kegler wie Steven Sasse, der Brehnaer Mannschaftsführer, schaffen im Wettkampf ungefähr 230, Profis sogar 300 Holz. So nennt man die Punktzahl. Für Anfänger um die 120 normal. Dabei kommt es natürlich nicht nur auf Kraft und Ausdauer an, auch Konzentration ist ein wichtiger Faktor. Vor allem beim Abräumen. "Da sollte das Bild nach drei bis vier Würfen schon weg sein, weshalb kein Kegel einzeln stehen bleiben sollte", sagt Christopher Pötzsch. Genau zielen ist eben wichtig und das geht nur, wenn man sich voll auf seine Bahn und die korrekte Ausführung des Wurfes konzentriert. Klar muss man im Wettkampf wissen, was der Gegner macht, ohne den Kopf zu verlieren. "Ein gutes Ergebnis ist zum großen Teil Kopfsache", meint Pötzsch.
Mit roher Kraft kann man eigentlich wenig ausrichten. Sicher hat eine schnell gespielte Kugel Vorteile, weil getroffene Kegel so eventuell von der Rückwand zurückprallen können, eine höhere Punktzahl garantiert sie aber nicht. "Deshalb ist es am Anfang besser langsam anzulaufen und technisch sauber zu werfen. Und das eigentlich auch später beizubehalten", sagt Steven Sasse. Geübte Kegler laufen dann doch in recht hohem Tempo an.
Aber egal wie, schon beim Anlauf entscheidet sich, auf welcher Seite die Kugel auf die Kegel treffen wird. Deshalb orientieren sich die Sportler an der Grenzlinie zwischen den Anlaufbohlen und der Ablagebohle, in der Mitte der Laufbahn. "Wenn man diese Linie genau zwischen den Füßen hat, trifft man die Kegel zentral", sagt Michael Seibert. Bei Würfen nach rechts oder links, läuft man mit einem der Füße genau auf dieser Linie, je nachdem mit welchem Arm die Kugel geführt wird. Das funktioniert natürlich nur, wenn der Anlauf gerade ausgeführt wird.
Außerdem muss man während der Anlaufbewegung frühzeitig in die Knie gehen, um den Arm weit genug nach unten zu bekommen. Die Hand mit der Kugel, darf nur ganz knappt über dem Boden sein, weil das Spielgerät über en Mittelfinger auf die Bahn abgerollt wird. Wenn die Körperhaltung da zu aufrecht ist ist, dotzt die Kugel wild über den Boden und kommt sicher nicht dort an, wo sie hin soll.
"Die meisten Kegel fallen, wenn die Kugel genau in der Gasse zwischen der Dreierreihe in der Mitte und einer der Zweierreihen einschlägt", meint Seibert. Das ist auch der Punkt, den die Kegler in der Regel anvisieren - zumindest beim ersten Wurf. Beim Abbräumen passen sie ihr Ziel aber stehen gebliebenen Bild an.
"Deutschlands bekanntester Kegler heißt übrigens Mehmet Scholl", erzählt Steven Sasse. Ja, der Mehmet Scholl, der bis vor einem Jahr als Fußballprofi in Deutschlands Stadien unterwegs war. Der 37-Jährige spielt heute bei den Bezirksliga-Keglern des FC Bayern München mit und gehört dort zu den Leistungsträgern. Seinen ersten sportlichen Großerfolg konnte er 1983 als Kegler feiern. Deutscher Vizemeister mit der B-Jugend des Kegel-Vereins Karlsruhe. Seinen ersten Meistertitel als Fußballer holte er erst 1994.