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Karrieren Karrieren: Die 90er Weltmeister als Trainer

Von Benjamin Haller 14.06.2007, 17:17

Hamburg/dpa. - Während JürgenKlinsmann den Deutschen ein Sommermärchen bescherte und Rudi Völlerzum Liebling der Massen wurde, warten ihre Ex-Teamkollegen LotharMatthäus, Andreas Brehme und Jürgen Kohler noch auf den großen Coup.Doch zumindest ihr einstiger WM-Teamchef Franz Beckenbauer stellt denHelden von 1990 eine gutes Zeugnis aus: «Sie haben es als Trainergepackt», urteilte der «Kaiser» über seine «goldene Generation» inder «Bild»-Zeitung (Donnerstag). «Die Burschen konnten nicht nurFußball spielen, sie können auch Fußball denken.» Mehr als die Hälfteder 22 Weltmeister von Rom hat sich schon als Coach oder Funktionärim Profi-Geschäft versucht.

Dass ausgerechnet sein WM-Kapitän Lothar Matthäus als Trainer nurschwer in Gang kommt, spreche nicht gegen dessen Qualitäten, sagteBeckenbauer zwei Tage nach Matthäus' Entlassung bei Red BullSalzburg. «Lothar ist ein hervorragender Trainer, und ich hoffe, dasser bald einen Club findet, wo er seine Ideen verwirklichen kann.»Doch es könnte nach seiner Zeit in Ungarn (2004/2005) auch wiedereine Länder-Auswahl werden. Der tschechische Verband CMFS bestätigteGespräche mit Matthäus. Falls das EM-Qualifikationsspiel gegen Irlandim September «nicht erfolgreich ausgehe», müsse Nationalcoach KarelBrückner wohl gehen, sagte CMFS-Vize-Präsident Vlastimil Kostal:«Matthäus könnte dann durchaus ein Kandidat für die Nachfolge sein.»

In der Mozart-Stadt würde Brehme Nachfolger seines langjährigenMitstreiters werden. Wie schon beim VfB Stuttgart in der Saison2005/2006 könnte der Siegtorschütze des WM-Finales dort GiovanniTrapattoni assistieren. Zuvor hatte Brehme als Cheftrainer inKaiserslautern und Unterhaching wenig Erfolg.

Ebenso erging es bislang seinem einstigen Verteidiger-KollegenKohler. Nach einem Kurz-Engagement als deutscher U21-Nationaltrainerfing der 41-Jährige Ende 2005 beim MSV Duisburg an - nach nur fünfMonaten war wieder Schluss. Seitdem ist Kohler auf Jobsuche. Rosigersieht die Situation für Guido Buchwald aus. Nachdem er dank desDouble-Gewinns mit Urawa Red Diamonds in Japan zum «Trainer desJahres 2006» gekürt wurde, vertraut ihm Alemannia Aachen dasUnternehmen «Wiederaufstieg» an.

Neben Buchwald sind derzeit noch Thomas Häßler (Assistent vonNigerias Nationaltrainer Berti Vogts), Andreas Köpke (Torwart-Trainerder DFB-Auswahl) und Pierre Littbarski (Avispa Fukuoka in Japan) alsCoach im Geschäft. Der einstige Mittelfeld-Motor Andreas Möller willsich vom 1. Juli an beim Viertligisten Viktoria Aschaffenburg Meritenerwerben: «Hier kann ich zeigen, was ich als Trainer kann. Ob esspäter einmal als Coach in die Bundesliga geht, wird man sehen.»

Für den 62-maligen Nationalspieler Thomas Berthold ist es nichtverwunderlich, dass viele seiner Ex-Teamkollegen an die Seitenliniegewechselt sind. «Viele kommen da irgendwie rein, weil sie einengroßen Namen haben», sagte der 42-Jährige der dpa. Sie hätten denVorteil, einen großen Erfahrungsschatz zu besitzen und mit den bestenTrainern zusammengearbeitet zu haben. «Da pickt man sich von jedemdas Beste raus», sagte Berthold, der selbst «keine Ambitionen» imFußballgeschäft mehr hegt.

Der Einstieg in die Karriere nach der Karriere wurde den 90er-Weltmeistern leicht gemacht. Wie viele Europameister von 1996profitierten sie von einem «Sonderlehrgang für verdienteNationalspieler»: Innerhalb von nur sechs Wochen konnten sie diehöchste Trainerlizenz, den Fußball-Lehrerschein, erwerben. Zu denAbsolventen zählten unter anderen Klinsmann, Brehme und auch derheutige DFB-Sportdirektor Matthias Sammer.