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Karriereende Karriereende: Ronny Weller rollt die Hantel in die Ecke

Von Franko Koitzsch 17.11.2004, 16:05
Ronny Weller beendet seine Karriere als Gewichtheber. (Foto: dpa)
Ronny Weller beendet seine Karriere als Gewichtheber. (Foto: dpa) dpa/dpaweb

Hamburg/dpa. - Das deutsche Gewichtheben verliert seineGalionsfigur. Ronny Weller rollt die Eisenhantel für immer in dieEcke. Drei Monate nach dem Tiefschlag bei den Olympischen Spielen inAthen, als der Medaillenkandidat wegen einer Schulterverletzungaufgeben musste, zieht der Superschwergewichtler aus dem pfälzischenWaldsee die Konsequenzen. «Meine biologische Uhr als Spitzensportlerist abgelaufen», bekennt Weller schweren Herzens. «Jetzt will ichmich um meine Familie und meine berufliche Ausbildung kümmern.»

Der 35 Jahre alte Ausnahmeathlet hat wie kein anderer Eisenstemmerhiezulande Medaillen und Titel gesammelt. Er war Olympiasieger 1992,Olympia-Zweiter 1996 und 2000, Olympia-Dritter 1988, er warWeltmeister (1993) und Europameister (1998, 2003) im Zweikampf, erstellte elf Weltrekorde und zehn Europarekorde auf und heimste beiinternationalen Titelkämpfen 49 Medaillen ein.

Als erster Gewichtheber der Welt wollte der gebürtige Vogtländerseine unvergleichliche Karriere mit dem Gewinn der fünftenolympischen Medaille krönen. Doch die Erstürmung des Gipfelsmisslang. Dennoch schwört der deutsche Cheftrainer Frank Mantek:«Einen Weller gibt es alle hundert Jahre nur einmal. Er war dasParadepferd, eine echte Granate.» Nicht umsonst wurde der einst«Stärkste Pionier der DDR» zur Jahrtausendwende von Fachjournalistenzum «Deutschen Gewichtheber des Jahrhunderts» erkoren.

«Seit 2001 haben wir immer wieder Rückschläge erlitten. RonnysKörper streikte zunehmend. Es hat keinen Zweck mehr gehabt», sagtVater und Trainer Günther Weller. Sein Sohn, der in der 29 Jahredauernden leistungssportlichen Laufbahn 600 000 Tonnen Eisen bewegthat, soll nun behutsam abtrainieren und mit Hilfe desBerufsförderungsdienstes der Bundeswehr eine Ausbildung mitZielrichtung Marketing in Angriff nehmen. Der Bundesverband DeutscherGewichtheber (BVDG) will ihn dabei unterstützen.

Weller gesteht, dass ihn der Abschied vom Eisen schmerzt, «aberschön ist wirklich, dass ich jetzt viel mehr Zeit für meine TochterJoalina-Marie habe». Runde zehn Kilogramm Körpergewicht hat der 152-Kilo-Koloss in den vergangenen Wochen verloren. «Seine Frau Manuelawird schon darauf achten, dass die Pfunde schnell purzeln», meintVater Weller.

Wellers Bestleistung von 467,5 kg im Zweikampf stehen wie in Steingemeißelt vor seinen Nachfolgern. An dieser Marke werden sich dieKonkurrenten vermutlich über viele Jahre die Zähne ausbeißen. Bei dendeutschen Meisterschaften in Plauen (3./4. Dezember) soll dasAushängeschild der deutschen Schwerathleten mit allem Brimboriumverabschiedet werden. Mantek: «Da wird ordentlich Wehmut dabei sein.»