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Karlsruhe Karlsruhe: Keiner will die Kahns

Von Nils B. Bohl 01.10.2009, 15:52

Karlsruhe/dpa. - Dabei hatte der Ex-Profi des FCBayern München selbst das Wort ergriffen - was fast zuHandgreiflichkeiten führte und den Sicherheitsdienst auf den Planrief. Dass Kahn senior bei der Präsidentenwahl die wenigsten Stimmenerhielt und Brettens Oberbürgermeister Paul Metzger (CDU)triumphierte, nahm der 40-Jährige nach außen gelassen hin.

«Man nimmt Stimmungen und Tendenzen schon im Vorfeld einer solchenWahl wahr», sagte Oliver Kahn, der beim KSC seine Fußballkarrieregestartet hatte und erst vor wenigen Tagen wieder als Mitglied in denVerein eintrat. «Aber ich finde es einfach wichtig, dass ich ihm hierein bisschen unter die Arme gegriffen habe. Er hat mich 20 Jahreunterstützt und vieles für mich gemacht, da fände ich es dochverwerflich, wenn ich das heute nicht für ihn gemacht hätte.»

Der dreimalige Welttorhüter des Jahres war in der Versammlung inder Europahalle mit einem Vorredner aneinandergeraten, der sich vonihm nicht beschwichtigend in den Arm nehmen lassen wollte. DerSicherheitsdienst verhinderte, dass die Situation eskalierte. «Dasist eben Fußball, da spielen Emotionen immer eine große Rolle»,meinte Oliver Kahn später. «Aber es gibt ein paar Dinge, die einbisschen niveaulos sind, da muss man dann schon reagieren. Es gingdarum, meinen Vater zu unterstützen. Er hatte ein gutes Konzept undgute Vorstellungen, aber vielleicht ist die Zeit ja noch nicht reifdafür.» Für sein Bekenntnis zum KSC erntete er vor allem aus demMetzger zugerechneten «Ultra»-Fanlager lautstarken Hohn und Spott.

Die Begleiterscheinungen bei Metzgers Wahl legten schonungslosoffen, wie tief die Gräben beim KSC derzeit sind. Aus beidenKandidaten-Lagern gab es heftige Vorwürfe. Am Ende setzte sich der 64Jahre alte Lokalpolitiker im ersten Wahlgang mit 748 der 1424 Stimmenund unter lautem Jubel seiner Anhänger gegen die Rivalen SiegfriedKönig (381) und Rolf Kahn (295) durch. «Ich möchte die Zukunft desKSC rosig sehen. Ich wünsche dem Herrn Metzger alles Gute, wenn erseine Kontakte aus Bretten in den KSC hineintragen kann, dann wird eswohl gut laufen», sagte Rolf Kahn nicht ohne Ironie. «Was seinesportliche Kompetenz angeht, da möchte ich mich nicht dazu äußern.Aber dafür sind im KSC ja auch unter Umständen andere zuständig.»

Letztlich war es nur dem souveränen Wahlleiter Ingo Wellenreutherzu verdanken, dass die Veranstaltung nicht total aus der Spur geriet.Der CDU-Bundestagsabgeordnete schlug weit nach Mitternacht auch vor,die Vizepräsidenten-Wahl angesichts der fortgeschrittenen Stunde ineiner außerordentlichen Mitgliederversammlung nachzuholen. MichaelSteidl und Ex-Profi Rainer Schütterle bleiben damit zunächst im Amt.

Eigentlich hätten die KSC-Mitglieder auch Grund zum Feiern gehabt:Zum ersten Mal seit acht Jahren ist der Traditionsverein nicht mehrüberschuldet, wie der scheidende Clubchef Hubert Raase erklärte. «Wirhaben auch keine Bankschulden mehr.» Am Ende seiner Amtszeit konnteder 65-Jährige einen Gewinn von knapp zwei Millionen Euro vorweisen.«Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht dem Kleinkrieg opfern. Wirsind eine Fußball-Region, wir sind keine Fußball- Provinz», warnteRaase, der sich am Ende entsetzt über das Niveau der Versammlungzeigte: «Das hat der KSC nicht verdient.»