Karlsruhe ist mehr als «Residenz des Rechts»
Karlsruhe/dpa. - Das Bundesverfassungsgericht und der Bundesgerichtshof haben Karlsruhe den Beinamen «Residenz des Rechts» eingebracht. Darauf reduziert werden sollte die Stadt aber nicht, auch wenn es zur Europäischen Kulturhauptstadt 2010 werden will.
Neben dem Verfassungsgericht befindet sich das Gebäude, dessen Erbauer Karlsruhe überhaupt erst zur Stadt gemacht hat: das Schloss des Markgrafen Karl Wilhelm von Baden-Durlach. Da dieser fürchtete, seine Residenz könnte bei einem Krieg zerstört werden, wollte er sie erst aus Holz bauen lassen - vorsorgende Schadensbegrenzung, denn ein Krieg war 1715 durchaus nicht unwahrscheinlich. Letztlich entschied sich der sparsame Regent dann aber doch für die Variante aus Stein.
Heute fällt beim Blick vom Schlossturm Karlsruhes eigentümlicher Grundriss auf: Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. im Hinterkopf, ließ Karl Wilhelm die Straßen wie Sonnenstrahlen auf sein Schloss hin ausrichten. Noch heute können Besucher vom Turm aus das Grab des Markgrafen erblicken. Es liegt im Inneren einer Pyramide aus rotem Sandstein, dem auf dem Marktplatz gelegenen Wahrzeichen Karlsruhes.
Das Leben in der Stadt spielt sich vor allem auf der Flaniermeile Kaiserstraße, die den Markplatz kreuzt, und auf den umliegenden Plätzen ab. Auf dem etwas weiter westlich gelegenen Ludwigsplatz sind die Stühle der Cafés schon beim ersten Anzeichen von Sonnenschein voll besetzt - und die Sonne scheint hier am Rhein oft und intensiv.
Hoffnung darauf, tatsächlich unter dem Motto «Mit Recht» zur Kulturhauptstadt 2010 gekürt zu werden, macht sich Karlsruhe nicht nur wegen der Prunkbauten. Den Ausschlag geben soll auch eine komplett umgebaute ehemalige Fabrik im Westen der Innenstadt: Das mehrere hundert Meter lange und um einen Glaskubus erweiterte Gebäude beherbergt mit dem Zentrum für Kunst- und Medientechnologie (ZKM) eine Einrichtung von internationalem Rang. Sie besteht vor allem aus einer Reihe von Museen, der Schwerpunkt liegt auf zeitgenössischer Kunst.
Karlsruhes Kulturleben hat jedoch noch mehr Orte: Die Staatliche Kunsthalle zum Beispiel besitzt Sammlungen mit Werken von der Gotik bis zur Gegenwart. Eltern können dem Nachwuchs Deutschlands ältestes Kindermuseum zeigen. Das Badische Landesmuseum im Schloss beschäftigt sich zum Beispiel mit Spuren der Römer am Oberrhein.
Ein Kulturdenkmal ganz anderer Art ist die Dammerstock-Siedlung im Süden der Stadt. Sie wurde am Ende der zwanziger Jahre als Mustersiedlung nach dem Konzept des «Neuen Bauens» errichtet. Künstlerischer Leiter war Bauhaus-Architekt Walter Gropius. Die schlichten, weißen Reihenhäuser sollten zur Linderung der Wohnungsnot beitragen. Gleichzeitig machten sie das Wohnen im Grünen möglich, wovon sich Besucher noch heute bei Rundgängen überzeugen können.
Informationen: Karlsruher Messe- und Kongress-GmbH, Bereich Tourismus, Bahnhofplatz 6, 76137 Karlsruhe (Tel.: 0721/37 20 53 83, E-Mail: [email protected]).